Wohneigentum in Städten holt auf
(24.5.2004) Dass auch heute noch die Wohneigentumsquote in kleinen Gemeinden größer ist als in den Großstädten, ist banal. Denn dies ist die zwangsläufige Konsequenz von mehr Platz für Eigenheime auf preisgünstigeren Grundstücken. Doch nach Auskunft von LBS Research haben die größeren Städte in den letzten zehn Jahren deutlich aufgeholt. Während die Eigentumsquote in den Gemeinden bis 20.000 Einwohner praktisch konstant blieb, stieg sie in den Städten zwischen 20.000 und 500.000 Einwohnern im Durchschnitt um 6 Prozentpunkte an. Auch in den großen Metropolen (ab 500.000 Einwohner) war ein relativ deutlicher Zuwachs von 18 auf 22 Prozent zu beobachten:
In Westdeutschland ist die Wohneigentumsquote in den Gemeinden unter 20.000 Einwohnern von 1993 bis 2003 nach den Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes sogar zurückgegangen, während sie in den Großstädten ab 100.000 Einwohner um ein Zehntel gewachsen ist: Von 29 auf 32 Prozent in den Städten von 100.000 bis 500.000 Einwohnern, von 21 auf 23 Prozent in den Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern.
Die Entwicklung in den neuen Bundesländern ist bereits durch einen durchgängigen Aufholprozess bei der Wohneigentumsbildung geprägt. Insgesamt stieg hier die Wohneigentumsquote innerhalb von nur zehn Jahren von 19 auf 32 Prozent. Dabei wurde - wie die Immobilienexperten von LBS Research hervorheben - in den kleinen Gemeinden (unter 5.000 Einwohner) mit 65 Prozent bereits dasselbe Wohneigentumsniveau erreicht wie in westdeutschen Kommunen mit der gleichen Größenordnung. Der relativ stärkste Anstieg in Ostdeutschland ist bei den Städten von 5.000 bis 20.000 Einwohnern (mit einem Wachstum der Wohneigentumsquote von 21 auf 40 Prozent), in den Städten von 20.000 bis 100.000 Einwohnern (mit einer Verdoppelung von 11 auf 22 Prozent) sowie bei den Städten von 100.000 bis 500.000 Einwohnern (mit einer Steigerung von 5 auf 13 Prozent Wohneigentumsquote) zu registrieren.
Die Veränderungen in der Bewohnerstruktur sind vor dem Hintergrund zu sehen, dass in den letzten zehn Jahren die Zahl der Haushalte in Deutschland von 35 auf 37,9 Millionen angestiegen ist. Entgegen einem weitverbreiteten Eindruck profitierten dabei auch die Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Hier stieg die Haushaltszahl um 3 Prozent auf 13,2 Millionen an. Stärker war dagegen das Wachstum in den Städten und Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern, deren Haushalte um 11,2 Prozent (das sind absolut über 2,5 Millionen) auf 24,7 Millionen zunahmen.
Wie LBS Research den Zahlen entnimmt, ist das Erfolgsgeheimnis der Städte in Sachen Wohneigentumsbildung auch auf die Rolle des Stockwerkeigentums zurückzuführen. Ist Wohneigentum in Mehrfamilienhäusern in Städten unter 100.000 Einwohnern mit einem Anteil von 14 Prozent eher die Ausnahme (verglichen mit 85 Prozent in Ein- und Zweifamilienhäusern), macht das Wohneigentum auf der Etage in den Großstädten bereits 42 Prozent aus. Qualitativ gute Angebote im Mehrfamilienhausbereich sind damit in Ballungsräumen mit knappen und teuren Grundstücken eine gute Alternative zum freistehenden oder Reiheneigenheim.
Unverändert bleibt das Einfamilienhaus aber auch in Großstädten die "Nummer 1" für Wohneigentumsinteressenten. Hier setzen auch die Bemühungen vieler Städte an, die Abwanderung von Haushalten mit mittleren Einkommen ins Umland zu stoppen. Dieses Ziel ist unverzichtbar, um die Finanzsituation der Städte zu sichern, Infrastrukturaufwand zu begrenzen und die soziale Stabilität vorhandener Wohnquartiere zu sichern. Dass dieses erreichbar ist, belegen nicht nur die statistischen Daten. Eine kürzlich von der LBS veranstaltete Fachtagung zeigte etwa am Beispiel der Städte Dortmund, Hamburg, Mainz und Karlsruhe, welche Konzepte in der Praxis vor Ort Erfolg versprechen. Vor allem Eigenheimangebote für ebenerdiges, familiengerechtes Wohnen in städtischer Einbindung, aber mit einem Mindestmaß an Individualität und Privatheit, stoßen auf große Akzeptanz. Sie bieten sogar die echte Chance, Bevölkerung in die Großstädte zurückzuholen. "Die Wohneigentums-Potenziale in den Städten sind größer als vielfach vermutet", lautet das Fazit der Experten von LBS Research.
siehe auch:
- Qualitätsimmobilie strategisch planen (19.8.2004)
- ifo Forschungsbericht: Einkommen junger Haushalte beeinflusst den Wohnimmobilienmarkt (30.7.2004)
- Bausparen - jünger in die eigenen vier Wände (27.6.2004)
- NRW-Bauproduktion im April 2004: -8 Prozent (18.6.2004)
- BMVBW: Investitionen im Wohnungswesen auf Bestand konzentrieren (17.6.2004)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Deutschland beim Wohneigentum unverändert an vorletzter Stelle (20.5.2004)
- Sparquote privater Haushalte: Deutschland nur im Mittelfeld (18.5.2004)
- Studie: Finanzielle Risiken selbst nutzender Wohneigentümer bleiben gering (18.5.2004)
- Ist Kaufen wirklich billiger als Mieten? (16.5.2004)
- Vertrauensvorsprung für die Immobilie (7.4.2004)
- Für Wohnen im Eigentum werden anfangs 20 Prozent beim übrigen Konsum eingespart (24.2.2004)
- Neue Steuervorteile für Immobilienbesitzer (9.1.2004)
- Baukosten im internationalen Vergleich (4.12.2003)
- Studie: Wohneigentümer haben anfangs meist eine höhere Belastung - aber spätestens Mitte 50 wendet sich das Blatt (19.11.2002)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Themen Wohnungsmarkt, Immobilien, Immobilienfinanzierung, Eigenheimförderung bei Amazon
- Rechenmodelle für die Baukostenberechnung
- Immobilienseiten, , Finanzdienstleistungen, Bausparkassen, Banken und ... auf Baulinks