Comeback der Werkswohnung?
(8.5.2016) Erste Arbeitgeber gehen beim „Kampf um die besten Köpfe“ einen neuen Weg und bieten Mitarbeitern eine Wohnung zum Job an. Arnt von Bodelschwingh, Leiter des Berliner Forschungsinstituts RegioKontext, hat das „Comeback der Werkswohnung“ untersucht und ist sich sicher: „Hier entwickelt sich ein neuer Trend. Die Wirtschaft reagiert auf die Wohnungskrise und setzt auf mehr Unternehmensattraktivität durch Wohnungsbau.“
Werkswohnungen 2.0
Die Studie „Wirtschaft macht Wohnen“ sieht im Bau von Mitarbeiter-Wohnungen eine Chance für angespannte Wohnungsmärkte. Laut von Bodelschwingh könnten Arbeitgeber gerade in Großstädten und prosperierenden Ballungsräumen, in denen bezahlbare Wohnungen zur Mangelware geworden sind, punkten, wenn sie auf Wohnungsbau setzen. Seine Studie rechnet vor, dass bei Mitarbeiter-Wohnungen bezahlbare Mieten machbar sind. Insbesondere dann, wenn Unternehmen eigenen Baugrund nutzten und der Staat spezifische Rahmenbedingungen für den Mitarbeiter-Wohnungsbau schaffe. Dann könne es gelingen, private und öffentliche Arbeitgeber zum Mitarbeiter-Wohnungsbau zu motivieren.
„Kommt es zu einer Wiederbelebung des Engagements, das Unternehmen früher einmal hatten, dann kann dies ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung der Wohnungskrise werden. Entscheidend ist, dass Unternehmen zusätzlichen Wohnraum schaffen. Reine Lohnzulagen machen zwar die Situation für den einzelnen Mitarbeiter erträglicher. Sie schaffen aber keine neuen Wohnungen“, resümiert von Bodelschwingh.
„Bau-Neustart von Mitarbeiter-Wohnungen“
Das Studienergebnis nehmen der
Deutsche
Mieterbund (DMB) und die
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zum Anlass für einen
Arbeitgeber-Appell. Gemeinsam mit Verbänden der Bau- und Immobilienbranche
fordern sie einen „Bau-
Besonderes Potenzial beim Bau von Mitarbeiter-Wohnungen sehen die Initiatoren der Studie ...
- im Gesundheitssektor; Kliniken seien große Arbeitgeber,
- bei bundes- und landeseigenen Unternehmen,
- bei kommunalen Betrieben wie beispielsweise Stadtwerken,
- bei Bahn und Post.
Die Studie erinnert daran, dass Bahn und Post als Staatsunternehmen einen erheblichen Anteil daran hatten, dass es Ende der 1970er-Jahre in der alten Bundesrepublik rund 450.000 bezahlbare Werkswohnungen gab.
„Diese alten Werkswohnungen gibt es heute allerdings so gut wie gar nicht mehr. Sie wurden in den letzten Jahrzehnten verkauft - und zwar vielfach an heute börsenorientierte Wohnungsunternehmen“, erläutert RegioKontext-Studienleiter Arnt von Bodelschwingh. Dabei sei der Wohnungsneubau ein drängendes Problem: In den kommenden Jahren müssten bundesweit 400.000 Wohnungen neu gebaut werden - pro Jahr. Davon mindestens 60.000 Wohnungen für Haushalte mit mittleren und 80.000 Wohnungen für Haushalte mit unteren Einkommen. Ein Revival des Mitarbeiter-Wohnungsbaus könne dies unterstützen.
Um das zu erreichen, seien jedoch einige Rahmenbedingungen notwendig, so die Initiatoren der Studie. Dazu gehöre, ...
- dass Arbeitgeber die Möglichkeit hätten, ihren Mitarbeitern Wohnungen verbilligt zu überlassen - ohne dabei für den geldwerten Vorteil Steuern und Sozialabgaben zahlen zu müssen,
- dass Hürden im Baurecht beseitigt werden, wenn Unternehmen auf eigenen Grundstücken Mitarbeiter-Wohnungen bauen wollten,
- dass Arbeitgeber von der Förderung für den sozialen Wohnungsbau profitieren können.
Auch eine Sonder-Abschreibung für Wohnungen mit Sozialbindung - etwa durch die Wiedereinführung des Paragraphen 7k im Einkommenssteuergesetz - würde sich effektiv auf den Bau von Mitarbeiter-Wohnungen auswirken.
Die Studie, so der Autor, mache deutlich, dass der Staat hier eine aufkommende Initiative der Wirtschaft relativ rasch und wirkungsvoll für seine wohnungsbaupolitischen Aufgaben nutzen könne. Und die Praxis zeige zudem: „Anders als bei den traditionellen Werkswohnungen setzen die ersten Arbeitgeber, die sich heute wieder auf das für sie in der Regel unbekannte Terrain des Mitarbeiter-Wohnungsbaus wagen, häufig auf die Kooperation mit externen Partnern der Bau- und Immobilienbranche. Sie wollen so den Aufwand und vor allem auch das Risiko kalkulierbar halten.“
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siehe zudem:
- Immobilien, Baukonjunktur, kommunale Verbände und öffentliche Hand auf Baulinks
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