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Reaktionen auf die miesen Baufertigstellungszahlen 2021

(23.5.2022) 2021 wurden in Deutschland nur 293.393 Wohnungen fertiggestellt. Das waren laut Statistischem Bundesamt 4,2% oder 12.983 Fertigstellungen weniger als 2020. Nachdem im Vorjahr erstmals mehr als 300.000 neue Wohnungen entstanden waren, fiel die Zahl im Jahr 2021 also wieder auf das Niveau des Jahres 2019 - siehe auch Nachbarbeitrag mit mehr Details. Die Reaktion aus Politik und Verbänden waren entsprechend missmutig.

Baufertigstellungen 2021
Grafik aus dem Beitrag „2021 Zahl fertiggestellter neuer Wohnungen um 4,2% gesunken“ vom 23.5.2022

Bundesbauministerin Klara Geywitz: Bedingungen verbessern

„Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für die Baufertigstellungen von Wohnungen in Deutschland können mich als Bundesbauministerin nicht zufriedenstellen. .... Der Bauüberhang zeigt zugleich, dass in den nächsten Jahren ausreichend Wohnraum in Deutschland gebaut werden kann, wenn sich die Bedingungen verbessern. Genehmigte Projekte werden angehalten, aber eben nicht ganz abgebrochen. Private Bauherren und Unternehmen warten ab, wie sich Lieferengpässe, Rohstoffknappheit und deutliche Preissteigerungen weiter auswirken. Auf diese extrem schwierigen Bedingungen hat der deutsche Staat kaum Einfluss.

Bauherren erwarten aber zurecht, dass wir jetzt das tun, was in unserem Wirkungsbereich liegt, um die Bedingung hier zu verbessern. Also ...

  • Genehmigungs- und Planungsprozesse digitalisieren,
  • die 16 Länderverordnungen sinnvoll harmonisieren und
  • die Bedingungen für den seriellen Bau erleichtern.

Im Bündnis bezahlbarer Wohnraum wird genau das jetzt erarbeitet. Konkret werden wir dafür Einzelverordnungen, die in ihrer regionalen Verschiedenheit wenig sinnvoll sind, mit den Ländern überprüfen. Und wir fördern nachhaltiges Bauen und werden dafür in Kürze gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unsere Eckpunkte einer Holzbaustrategie vorstellen. Bis die Bedingungen wieder besser werden, wollen wir jahrelang diskutierte Verbesserungen endlich vorantreiben.“

Foto © baulinks/AO 

Felix Pakleppa (ZDB): Bremsspur im Wohnungsbau deutlicher als erwartet

„Mit rund 293.400 fertiggestellten neuen Wohnungen sind wir im vergangenen Jahr deutlich hinter der Erwartung und der Prognose geblieben. Wir müssen leider davon ausgehen, dass es in diesem Jahr auch nicht mehr werden,“ kommentierte der ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa die veröffentlichten Baufertigstellungszahlen.

„Der Rückgang der Baufertigstellungen bei gleichzeitiger starker Zunahme des Bauüberhangs deutet auf angebotsseitige Störungen hin, die Unternehmen und Bauherren daran hindern, ihre Vorhaben zeitnah zu realisieren.“. Hier dürften Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, deutliche Preissteigerungen als Folge einer erhöhten Nachfrage nach einzelnen Baustoffen im In- und Ausland sowie die hohe Auslastung im Baugewerbe eine maßgebliche Rolle spielen.

„Um mehr Stabilität im Wohnungsmarkt zu bekommen, brauchen wir solide und dauerhafte Rahmenbedingungen und kein Förderchaos. Und wir brauchen vor allem eine auskömmliche Förderung der von der Bundesregierung intendierten neuen energetischen Standards. Zudem müssen wir über eine eigene Rohstoffpolitik und Freihandelszonen sprechen, die uns bei solchen Krisen unempfindlicher machen.  Ansonsten wird der Wohnungsbau weiter rückgängig sein und auch in diesem Jahr deutlich unter die 300.000er Marke fallen. Unsere Branche steht bereit, alle Aufträge, die auf den Markt kommen, in hoher Qualität und mit großer handwerklicher Sorgfalt zur Zufriedenheit der Bauherren abzuarbeiten.“

Tim-Oliver Müller (Bauindustrie): „Zehn Schritte für 400.000“

„Der Krieg in der Ukraine erhöht die Anforderungen noch einmal deutlich: Die Ankunft hunderttausender Flüchtlinge, denen Deutschland Zuflucht bietet, sind eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft – auch für die Bau- und Immobilienwirtschaft. Erhöhte Preise für Baustoffe und Energie sowie wachsende Zinsen verschärfen die Rahmenbedingungen.


„Zehn Schritte für 400.000“ (PDF-Download)
  

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes für das zurückliegende Jahr zeigen, dass weder die Baupolitik noch wir als Branche zufrieden sein können. Denn wer Entlastung auf dem Mietwohnungsmarkt schaffen möchte, muss neue Wohnungen bauen. Zudem ist die Schaffung zusätzlichen Wohnraums ein wichtiger Beitrag zum sozialen Zusammenhalt.

Neben einer belastbaren Förderkulisse sowie der Entschlackung von Vorschriften brauchen wir hierfür einen Planungs- und Genehmigungsbooster. Der Zentrale Immobilien Ausschusses (ZIA), der Immobilienverband Deutschland (IVD), der Verband der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV) sowie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie stehen bereit. Damit im Schulterschluss mit der Bundesregierung der nötige Schub gelingt, braucht es die entschiedene Beseitigung von Hürden. Mit unserem 10-Schritte-Papier rufen wir die Bundesregierung gemeinsam auf, die Punkte schnellstmöglich anzugehen.“

Robert Feiger (IG BAU) fordert „Sonderpaket sozialer Wohnungsbau“

„Dass die Zahl der Baufertigstellungen wieder deutlich unter die Marke von 300.000 gefallen ist, ist keine gute Nachricht. Die Bilanz ist deutlich vom Ziel der Bundesregierung entfernt: 400.000 Wohnungen will die Ampel pro Jahr neu bauen. Dazu muss der Neubau allerdings deutlich an Fahrt aufnehmen. Vor allem, um den enormen Bedarf insbesondere im sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau zu decken. Aktuell hat gerade einmal einer von zehn Mieterhaushalten die Chance auf eine Sozialwohnung. Es muss also dringend eine ,soziale Wende beim Wohnungsbau‘ geben. Denn der Bedarf an Sozialwohnungen steigt weiter: Gerade auch für die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, muss es genug günstigen Wohnraum geben.

Um steigenden Preisen und der Knappheit beim Baumaterial etwas entgegenzusetzen, müssen Bund und Länder in den Turbogang schalten und dringend ein ,Sonderpaket sozialer Wohnungsbau‘ schnüren: Allein die Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent für den sozialen Wohnungsbau würde einen enormen Zuschusseffekt bringen. Dies würde den Neubau von Sozialmietwohnungen um 10 Prozent günstiger machen. Eine durchschnittliche Sozialwohnung mit 60 Quadratmetern Wohnfläche wäre bei 7-prozentiger Umsatzsteuer um gut 20.000 Euro günstiger zu bauen. Die Zuschüsse könnten an dauerhafte Sozialbindungen der geförderten Wohnungen gekoppelt werden.

Wenn Büros zu Sozialwohnungen umgebaut werden, ließen sich damit gut 8.000 Euro pro Wohnung sparen, da ein Umbau wesentlich preiswerter ist als ein Neubau. Daher sind Bund und Länder gut beraten, beim sozialen Wohnungsbau stärker auf den Umbau zu setzen: Durch die Dachaufstockung bei Altbauten und durch die Umnutzung von Büros oder Parkhäusern können Millionen neuer Wohnungen entstehen. Der Staat muss deshalb jetzt flott Anreize schaffen und das Baurecht vereinfachen, damit dieses Potential genutzt wird. Die Ampel ist heute immerhin genau 166 Tage im Amt. Doch von einer Umbau-Offensive: keine Spur. Dabei kommt es aufs Tempo an: Denn der Wohnungsbau ist vor allem auch ein Rennen gegen die Zeit.“

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