Ipsos-Wohnstudie: Eigenheimwunsch trifft auf alternative Wohnformen
(23.5.2022) Zukunftsforscher sehen in Mikroapartments, gemeinschaftlichem Wohnen sowie „Öko-Siedlungen“ eine Alternative angesichts hoher Großstadtmieten, mangelnden Wohnraums, steigender Immobilienkosten und des durch den Klimawandel bedingten Trends zur Nachhaltigkeit. Doch laut einer aktuellen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos haben viele Bundesbürger durchaus andere Wunschvorstellungen vom idealen Wohnen.
Traum vom Eigenheim lebt weiter
So träumen sechs von zehn Deutschen nach wie vor vom eigenen Haus (60%), bei den 16 bis 24-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 74%. Und Hausbesitzer sind es auch, die mit 84% eine überdurchschnittliche Zufriedenheit mit ihrer Wohnsitutation angeben.
Viel Platz und eine großzügige Wohnfläche sind weiterhin wichtig
Angesichts der hohen Grundstückskosten und mangelnden Flächen in Großstädten müsste Wohnraum künftig kleiner geplant werden. Auch dies passt mit den Vorstellungen der Befragten nicht ganz zusammen. In der Beschreibung einer idealen Wohnsituation wird "Viel Platz/ ausreichend Zimmer/ Wohnfläche" am häufigsten genannt. Jeder Dritte (32%) zählt eine großzügige Wohnfläche zu den wichtigsten Aspekten einer Wohnsituation:
Nachhaltiges Wohnen eine Frage des Geldes
Die Akzeptanz für nachhaltiges Wohnen ist hoch, die Umsetzung jedoch durch finanzielle Gründe gebremst. Aus allen abgefragten zukünftigen Wohnformen ist die mit dem größten ökologischen Nutzen am beliebtesten: Zwei Drittel der Befragten (66%) geben an, dass ein Öko-/ Niedrigenergiehaus für sie in Frage käme. Auch ein Tiny House (40%), das Ökodorf (41%) und „Autofreies Wohnen“ (33%) wären für viele eine gewünschte Wohnform. Für jeden zweiten Deutschen (48%) lässt sich ein nachhaltiges Wohnen jedoch aus finanziellen Gründen nicht verwirklichen:
Das Fazit von Heike Hüßmann, Expertin für Wohnen und Bauen in der Marketingforschung bei Ipsos ist deutlich: „Es bleibt dabei, Deutsche lieben ihr eigenes Haus. Die Corona-Pandemie hat den Bedarf nach einem ausreichend großen, abgeschirmten und grünen Zuhause sicher noch steigen lassen. Nachhaltigkeit ist ein großes Thema, wird aber angesichts explodierender Baukosten kritisch hinsichtlich der Machbarkeit gesehen. In der Realität lässt die Grundstückslage in deutschen Städten schon jetzt vielfach keine größeren Eigenheimsiedlungen mehr zu, die laut Studie recht beliebten Tiny Houses eingeschlossen. Die Herausforderung, vor der Stadtentwickler und Wohnungsgesellschaften angesichts dieser Studienergebnisse heute stehen, heißen daher: Informieren, Aufklären, Überzeugen. Und die Studie zeigt auch einige Punkte auf, bei denen die Aufklärungsarbeit ansetzen könnte, um die Deutschen für zukunftsfähige Wohnformen zu begeistern. Erstens: Die hohe Akzeptanz von nachhaltigem Wohnen nutzen und mit nachhaltigen, finanzierbaren Wohnungen in Mehrfamilienhäusern argumentieren. Zweitens: Die ebenfalls sehr akzeptierten Mehrgenerationenhäuser (49%) als Alternative zum eigenen Haus herausstellen. Nummer drei und vier: Einkaufsmöglichkeiten und ein persönlich nutzbarer Außenbereich spielen, neben netter Nachbarschaft, eine große Rolle bei den idealen Wohnbedingungen - beides Argumente, die bei der Vermarktung von Mehrfamilienhäusern in der Kommunikation herausgestellt werden sollten.“
Die Ergebnisse variieren teilweise deutlich nach demografischen Merkmalen wie Alter, oder verfügbarem Einkommen. Das sollte bei der Ansprache ebenfalls berücksichtigt werden.
Methodensteckbrief:
- Befragungsmethode: Online-Mehrthemenumfrage über den Ipsos-Omnibus
- Grundgesamtheit: Bevölkerung im Alter von 16 bis 75 Jahren mit Zugang zum Internet (61 Mio.)
- Stichprobengröße: n = 1.000
- Auswahlverfahren: Quotenauswahl über Alter, Geschlecht und Region (nach Nielsengebieten)
- Feldzeit: 1. April 2022
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Aktuelle Umfrage zu Wohnwünschen junger Menschen (3.3.2023)
- Verändertes Immobilien-Kaufverhalten 2022: günstiger, kleiner, älter (17.2.2023)
- Circular Tiny House (CTH) fast ausschließlich aus nachwachsenden Materialien (14.10.2022)
- 50 m² Natur: Verglastes HUF Tiny House als luxuriöses Ergänzungsgebäude (14.10.2022)
- Zwei neue Magazine für Tiny-House-Fans (14.9.2022)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- 2021 Zahl fertiggestellter neuer Wohnungen um 4,2% gesunken (23.5.2022)
- GdW: „Viele Wohnungsbau- und Klimaschutzprojekte vor dem Aus“ (16.5.2022)
- Preisauftrieb bei Wohn- und Büroimmobilien hält an: vdp-Immobilienpreisindex auf neuen Höchstwert (15.5.2022)
- Fed-Entscheidung und straffere Geldpolitik treibt Baugeldkosten über die 2,5 Prozent-Marke (9.5.2022)
- Wohnatlas 2022: Wo Wohnimmobilien noch an Wert gewinnen könnten (9.5.2022)
- PwC-Umfrage zu Wohntrends der Zukunft: Großstädte bleiben beliebt - trotz Homeoffice (17.1.2022)
- Wohntraumstudie: Für Mieter öfter ein Wunsch, für Eigentümer öfter Realität (Bauletter vom 31.8.2021)
- Bei ImmoScout24 begehrteste Eigentumswohnung Deutschlands: 80 m², 3 Zimmer für 294.000 Euro (19.7.2021)
- Das Wunschhaus der Deutschen ist schlüsselfertig und 120 bis 160 m² groß (11.11.2018)
- Die meistgesuchte Wohnung Deutschlands: 66 m² für 446 Euro Kaltmiete (23.9.2018)
- So wohnt Deutschland ... grafisch aufbereitet (26.11.2017)
- Interesse an Tiny Houses nimmt zu (15.11.2021)
- Kleiner Wohnen 2021/2022 – das Tiny-House-Magazin (19.9.2021)
siehe zudem:
- Wohnungs- und Baupolitik, Immobilien und Baufinanzierung auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Baufinanzierung, Baukosten, Baubeschreibung, Bauvertrag, Baurecht bei Baubuch / Amazon.de