Baukonjunktur zur Jahresmitte 2002: Konjunkturelle Frühindikatoren schlagen Alarm!
(12.7.2002) "Die Sommerbelebung auf dem deutschen Bauarbeitsmarkt ist in diesem Jahr ausgeblieben. Dazu hat nicht zuletzt auch der Streik im deutschen Baugewerbe beigetragen." Diese Auffassung vertrat heute in Berlin der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, RA Michael Knipper, angesichts steigender Arbeitslosenzahlen auf dem deutschen Bauarbeitsmarkt. Im Juni 2002, also in der Hauptbauzeit, seien deutschlandweit insgesamt 250.000 Bauarbeiter ohne Arbeit gewesen; das sind immerhin 15.000 oder 6,3% mehr als im Juni des Vorjahres. Für Knipper ist damit klar: "Bund, Länder und Kommunen müssen trotz aller finanziellen Schwierigkeiten endlich die investitionspolitische Wende einleiten. Es ist und bleibt konjunkturpolitisch unverantwortlich, wenn der Bund seine konsumtiven Ausgaben in den Monaten Januar bis Mai 2002 um 4,7% steigert, die Sachinvestitionen aber um 0,5% zurücknimmt."
Gleichzeitig zeigen Frühindikatoren eine weitere Eintrübung der Baukonjunktur an: Gemäß der Baugenehmigungsstatistik ist das Volumen der Baugenehmigungen für Bürogebäude in den ersten vier Monaten des Jahres 2002 um 16,4%, das Genehmigungsvolumen für Fabrik- und Werkstattgebäude sogar um 32% eingebrochen. In beiden Bereichen war das Genehmigungsvolumen im Vorjahr noch um 8,8 bzw. 6% gestiegen. Ebenso unbefriedigend bleibt die Entwicklung im Wohnungsbau: Dort sank die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in den ersten vier Monaten deutschlandweit um 5,8% auf nur noch 79.000 Einheiten. Lediglich im Einfamilienhausbau zeichnet sich ein Ende der Talfahrt ab. Die Zahl der genehmigten Eigenheime stieg in den ersten vier Monaten um 1,6%.
Einen Ausweg aus der weiterhin schwelenden Baukrise sieht Knipper nur dann, wenn es gelingt, das Vertrauen privater Investoren in den Standort Bundesrepublik Deutschland zu stärken. Es sei überaus alarmierend, dass der Maschinenbau in der zweiten Hälfte der 90er Jahre 80% seiner Bruttoanlageinvestitionen im Ausland getätigt habe, der Fahrzeugbau 70% und die chemische Industrie immerhin auch 56%. Der heimischen Bauindustrie seien dadurch Bauaufträge in Milliardenhöhe verloren gegangen. Knipper: "Hier ist die Politik gefordert. Wir müssen endlich den Reformstau auflösen - im Bereich der Sozialversicherungssysteme ebenso wie im Arbeitsrecht und im Steuerrecht."
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