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Wohneigentumsquote stagniert trotz günstiger Rahmenbedingungen

(18.7.2016) Trotz anhaltend niedriger Zinsen und guter Beschäftigungslage kommt die Wohneigentumsquote in Deutschland nicht in die Puschen und stagniert seit über zehn Jahren bei rund 43%. Das ist das Ergebnis einer Sonderauswertung der aktuellen Ein­kommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes durch das Immobilienforschungsinstitut empirica in Zusammenarbeit mit LBS Research.

Demnach hat sich die Wohneigentumsquote seit 2003 lediglich in Ostdeutschland leicht verbessert - nämlich von 34,8 auf 36,4%. Im früheren Bundesgebiet hingegen ging der Anteil der Selbstnutzer sogar leicht von 46,8 auf 46,3% zurück, so dass für Gesamtdeutschland eine Stagnation bei rund 43 Prozent resultiert:

Wohneigentumsbildung bei Jüngeren rückläufig!

Bei der Auswertung der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe zeigte sich, dass hin­ter dem Stillstand bisher kaum beachtete Alters-Effekte stehen: So wird die - ohnehin relativ niedrige - Wohneigentumsquote mehr und mehr getragen von inzwischen älte­ren Haushalten; bei den jüngeren hingegen ist die Wohneigentumsbildung im Vergleich zu früheren Jahren rückläufig.

Während Anfang der 1990er Jahre die Wohneigentumsquote der über 70-Jährigen in Westdeutschland gut 40% betrug, lag die Wohneigentumsquote der für die Eigen­tumsbildung entscheidenden Altersklasse der 40- bis 49-Jährigen mit annähernd 60% deutlich darüber. Inzwischen kommen die jüngeren im Westen jedoch nur noch auf eine Quote von gut 50%. So ist die steigende Eigentumsquote bei den Älteren das Spiegelbild vergangener Erfolge bei der Eigentumsbildung.

Ganz ähnliche Effekte können anhand der EVS-Daten in Ostdeutschland beobachtet werden. Zwar haben die neuen Länder nach der Wiedervereinigung einen enormen Aufholprozess absolviert, bei dem von Jahr zu Jahr immer mehr jüngere Menschen Ei­gentum erworben haben, allerdings dürfte der Höhepunkt dieser Entwicklung bereits überschritten sein. Inzwischen ereilt den Osten das gleiche Schicksal wie den Wes­ten: Die Eigentumsquote bei den unter 50-Jährigen sinkt.

Die Forscher begründen die rückläufige Eigentumsquote bei jüngeren Haushalten mit der zurückgehenden Familienbildung und einer zunehmenden Zahl an Ein-Personen-Haushalten („Versingelung“). Zwar bilden Familien heute mehr noch als früher Wohn­eigentum (siehe Beitrag „EVS-Analyse: Familien stabilisieren Wohneigentumsquote“ vom 19.6.2016), doch reicht dies nicht aus, um den wachsenden Anteil der Single­haushalte, die mehrheitlich Mieter sind, auszugleichen. Darüber hinaus wirke sich auch die seit einigen Jahren zu beobachtende „Landflucht“" tendenziell negativ auf die Eigentumsquote aus. Denn in den Großstädten ist die Wohneigentumsbildung auf­grund mangelnder Angebote und höherer Preise ungleich schwerer.

Deutschland, schon immer ein Schlusslicht in Europa hinsicht­lich der Wohneigentumsquote (siehe u.a. Bild rechts aus dem Beitrag „71% Wohneigentum in Europa“ vom 16.9.2012, habe es nicht geschafft, sich in Richtung „Eigentümer-Republik“ zu entwickeln - so das Fazit der Forscher. Für künftige Erfolge bei der Wohneigentumsbildung komme es darauf an, so LBS Research, das Wohnungsangebot in den Schwerpunkten der Wohnungsnachfrage spürbar zu erhöhen, für Familien ebenso wie für Singles und kinderlose Paare. Der inzwischen ange­sprungene Neubau sei zwar auf dem „richtigen Weg“, jedoch sei dies noch keine Garantie für Verbesserungen bei der Wohn­eigentumsquote. Denn der Wohnungsmarkt werde derzeit, be­dingt durch das niedrige Zinsniveau und fehlende Anlagealter­nativen, dominiert von Kapitalanlegern aus dem In- und Aus­land. Die Folge seien wei­ter steigende Kauf- und Mietpreise, so dass für Haushalte mit „normalem“ Einkommen der Einstieg ins Wohneigentum insbesondere in Großstäd­ten heute nicht leichter ist als früher. Es sei deshalb richtig, wenn in der Fachwelt und in der Politik jetzt vermehrt über gezielte Hilfen für Selbstnutzer nachgedacht wird.

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