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Jahresbilanz der deutschen Zementindustrie

(20.5.2003) Neue Impulse für das wirtschaftliche Wachstum und bessere Rahmenbedingungen insbesondere für Bauinvestitionen fordern die deutschen Zementhersteller von der Regierungspolitik. Es müsse endlich Schluss sein mit der Verunsicherung von Industrie, institutionellen Investoren und privaten Anlegern. Das Chaos steuerpolitischer Unwägbarkeiten treibe potenzielle Immobilieninvestoren ins Ausland, ungewisse Einkommenserwartungen hemmten die Bürger beim Erwerb von Wohneigentum. Zugleich sei die öffentliche Hand aufgrund der Haushaltskrise nicht mehr in der Lage, ihrer Verantwortung für Sicherung und Ausbau der Infrastruktur angemessen nachzukommen. Eine stärkere Einbeziehung der Privatwirtschaft in die Infrastrukturfinanzierung unter verlässlichen und ökonomisch sinnvollen Voraussetzungen sei daher dringend erforderlich, so Hans Bauer, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie (BDZ), auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes am 19. Mai in Berlin.

Die anhaltende Talfahrt am Bau und die Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft schlagen nach Angaben des BDZ auch auf die Zementindustrie weiterhin negativ durch. So sank der Inlandsabsatz laut BDZ-Statistik im Jahr 2002 erneut auf nur noch 23,3 Mio. Tonnen Zement nach 25,3 Mio. Tonnen in 2001. In den zurückliegenden drei Jahren ist die Nachfrage gegenüber 1999 damit insgesamt um rund ein Viertel geschrumpft. Vor dem Hintergrund der ungünstigen allgemeinen Konjunkturprognosen sowie der skeptischen Erwartungen der Bauwirtschaft geht die deutsche Zementindustrie für 2003 von einem weiteren Rückgang der Nachfrage für ihren Baustoff um 8 Prozent aus.

Angesichts dieser Perspektiven sehe sich die Zementindustrie, so Bauer, vor der Aufgabe, die bestehenden Strukturen zu bereinigen und ihre Produktionskapazitäten an die Nachfrage anzupassen. Dem Gesamtabsatz aller deutschen Zementwerke von 27,2 Mio. Tonnen in 2002 stehe eine Anlagenkapazität von 37 Mio. Tonnen Klinker gegenüber. Dieses Missverhältnis belaste den ohnehin schwierigen Markt, der überdies von einem dramatischen Preisverfall gekennzeichnet und daher inzwischen für ausländische Produzenten zunehmend uninteressant geworden sei. In dieser schwierigen Situation müssten die Zementhersteller zusätzliche politisch induzierte Belastungen, etwa durch steigende Energiekosten, abwehren.

Nach Einschätzung des BDZ-Präsidenten ist der dramatische Rückgang des Bauvolumens im öffentlichen und privaten Bereich in den letzten Jahren keineswegs primär darauf zurückzuführen, dass eine "künstliche" Sonderkonjunktur im Bau nach der Wiedervereinigung zu Ende gegangen sei. Vielmehr sei der Baubedarf, ob bei der Infrastruktur, im öffentlichen Hochbau oder im Wohnungsbau, weit größer als das, was derzeit wegen knapper öffentlicher Mittel und fehlender Investitionsneigung realisiert werden könne. Angesichts der zentralen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Bauinvestitionen - mit etwa 13,5 Prozent des BIP - müsse die Bauwirtschaft von einem Indikator gesamtwirtschaftlicher Depression wieder zu einem Impulsgeber für einen konjunkturellen Aufwärtstrend werden. "Die Republik ist noch nicht gebaut, aber die Rahmenbedingungen und vor allem die steuerpolitischen Weichenstellungen müssen stimmen", so Bauer.

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