Ingenieure zielen 2006 auf "Schwarze Null"
(21.3.2006) Ingenieure und Consultants sehen in diesem Jahr die Chance, den negativen Umsatztrend der vergangenen Jahre zu stoppen. "Wir sind zuversichtlich, dass die Umsätze in der Consultingwirtschaft wieder steigen werden. 2006 könnte unserer Branche wieder positive Wachstumszahlen bringen", sagt Dr. Friedrich Steiger, Vorsitzender des Verbands Unabhängig Beratender Ingenieure und Consultants (VUBIC). Laut Ergebnissen der aktuellen Konjunkturumfrage, die der VUBIC unter seinen Mitgliedsunternehmen durchgeführt hat, schätzen die VUBIC-Mitglieder die Auftragssituation in diesem Jahr deutlich besser ein. 80 Prozent der Befragten erwarten für 2006 eine bessere oder gleich bleibende Entwicklung des Inlandsgeschäfts. Dies ist die positivste Einschätzung seit mehr als acht Jahren. Die "schwarze Null" als Umsatzziel für 2006 rückt in den Bereich des Möglichen.
Nach strikten Anpassungsmaßnahmen und einer Konsolidierung in der Branche durch eine anhaltend schlechte Binnenkonjunktur glauben die deutschen Ingenieurunternehmen - wie auch die Bauwirtschaft generell - an einen Aufschwung getragen von neuen Investitionsprogrammen und Chancen durch PPP-Projekte. Ebenfalls gehen fast alle im Ausland tätigen Ingenieurbüros (90 Prozent) von mehr oder gleich bleibenden Aufträgen außerhalb Deutschlands aus. Wesentliche Märkte haben sich in den neuen Ländern Europas entwickelt.
Allerdings musste der Verband im vergangenen Jahr noch einmal kräftige Umsatzeinbußen verkraften. 2005 haben VUBIC-Unternehmen insgesamt 1.478 Millionen Euro im In- und Ausland erwirtschaftet. Damit ging der Jahresumsatz im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent zurück, zuvor waren es allerdings noch 20 Prozent. Die Arbeit der Ingenieur- und Consultingunternehmen außerhalb Deutschlands wirkte sich gleichwohl positiv auf das Geschäftsklima aus. Mit einem Auftragsvolumen von 538 Millionen Euro nähern sich die im Ausland erwirtschafteten Umsätze schon in diesem Jahr wieder dem Wachstumsbereich. Die Auslandsumsätze reduzierten sich nur noch um vier Prozent.
"Auf den Gebieten der technischen und sozialen Infrastruktur sind Beratungsleistungen von Ingenieuren ein entscheidender Faktor für die deutsche Wirtschaft. Sie generieren für die Folgewirtschaft ein 20faches Investitionsvolumen. Unsere Wachstumsprognose hat somit durchaus auch Signalcharakter", sagt Vorstandsvorsitzender Steiger am 20.3. in Berlin.
Auch die eigene Gewinnsituation stellt sich für die Verbandsmitglieder wieder positiver dar. Mit 61 Prozent sind zwar weiterhin die meisten Befragten skeptisch und rechnen nicht mit erhöhten Mehreinnahmen bis zum Jahresende. Allerdings erwarten 2006 schon wieder 39 Prozent der VUBIC-Unternehmen, ihr Jahresergebnis zu verbessern. Im Vorjahr waren dies nur 31 Prozent.
Besonders Public Private Partnerships-Projekte betrachten die deutschen Ingenieure als wichtige Einflussgröße in der Infrastrukturentwicklung Deutschlands. Laut Umfrageergebnissen will sich die Hälfte der VUBIC-Mitglieder in diesem Jahr an privat-öffentlich finanzierten Projekten beteiligen bzw. die Beraterfunktion für öffentliche Auftraggeber stärker in diese Richtung ausbauen. Bislang waren lediglich ein Viertel aller befragten Unternehmen (27 Prozent) in PPP-Projekte involviert. "Bei der Entscheidung, ob Public Private Partnerships-Projekte sinnvoll sind oder nicht, können besonders in der Planungsphase unsere Unternehmen helfen", so der Vorstandsvorsitzende. Die Umfrageergebnisse bestätigten seiner Meinung nach, wie stark sich hier ein Markt für die deutschen Ingenieure entwickelt.
Auch die Beschäftigungszahlen in kleineren und mittleren Ingenieurbüros konsolidieren sich. Nachdem in den beiden vergangenen Jahren jeweils fast die Hälfte der Büros Mitarbeitern kündigen musste, erwarten für dieses Jahr 61 Prozent der VUBIC-Mitglieder gleich bleibende Beschäftigtenzahlen. Nur noch 13 Prozent stehen vor weiteren Entlassungen. Immerhin planen mehr als ein Viertel der Büros (26 Prozent), neue Arbeitskräfte einzustellen. "Qualifizierter Ingenieurnachwuchs ist auch im Mittelstand wieder gefragt. Es ist gut, dass nach schwierigen Jahren für die Branche auch kleinere Unternehmen wieder Ingenieure anwerben wollen. Denn sie bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft", sagt Steiger.
Leider bleibt die Zahlungsmoral bei öffentlichen und privaten Auftraggebern weiterhin schlecht, hat sich jedoch im Vergleich zu 2004 leicht verbessert. Insgesamt werden immer noch fast 30 Prozent aller Aufträge mit Verzögerung (ein bis drei Monate) und jeder zehnte Auftrag (11 Prozent) sogar mit deutlicher Verzögerung bezahlt (über drei Monate). Die VUBIC-Mitglieder warten so jährlich mehr als drei Monate auf rund 162 Millionen Euro.
siehe auch:
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