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Weltweit betriebsältestes Planetarium wird Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst

(9.5.2019) Das Zeiss-Planetarium in Jena wurde am 18. Juli 1926 eröffnet und ist heute das betriebsälteste Planetarium weltweit (siehe Google-Maps). Im April wurde die Einrichtung nun von der Bundesingenieurkammer und der Ingenieurkammer Thüringen als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ geehrt. Seit 2007 erhielten erst 24 Bauwerke eine solche Auszeichnung.

Das Planetarium mit neuer grüner Kuppel (Foto © W. Don Eck) 

Sowohl die ausgefallene Projektionstechnologie als auch die damit zusammenhängende Stahlbeton-Schalenbauweise „System Zeiss-Dywidag“ sind mit dem Namen des Ingenieurs Walther Bauersfeld (1879-1959) verbunden: Denn eine wesentliche Herausforderung bei der Planung des Planetariums bestand darin, Projektionsapparat und Kuppel optimal aufeinander abzustimmen. Bauersfeld entwickelte daher im Auftrag des Deutschen Museums ...

  • nicht nur eine neuartige Maschine zur Projektion des Sternenhimmels,
  • sondern auch ein räumliches Stabnetzwerk als Projektionsfläche.

In Zusammenarbeit mit dem Dywidag-Oberingenieur August Mergler entstand schließlich eine Kuppel mit einem Durchmesser von 25 m und einer Oberfläche von 981 m². Das Eisenfachwerk wurde mit einer 6 cm starken Betonschicht ausgefüllt und umkleidet. Der moderne Schalenbau war damit erfunden und stellte eine bahnbrechende Entwicklung in der Geschichte des Stahlbetonbaus im 20. Jahrhundert dar.

Der Sternprojektor „Universarium“ (Foto © Stefan Harnisch) 

Das Zeiss-Planetarium kam beim Publikum ausgesprochen gut an, so dass innerhalb von zehn Jahren weltweit zahlreiche ähnliche Bauten errichtet wurden - beispielsweise in Berlin (1926), Mailand (1930) oder New York (1934).

Der Präsident der Ingenieurkammer Thüringen, Dipl.-Ing. Elmar Dräger, erläuterte den Grundgedanken der Titelverleihung: „Das historische Solitär Zeiss-Planetarium ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass anwendungsbereites und belastbares Ingenieur-Knowhow die Grundlage für die Realisierung komplexer und funktional anspruchsvoller Bauvorhaben ist. Ich würde mich freuen, wenn mit der Würdigung derartiger Bauwerke dazu beigetragen werden kann, die Bedeutung des Ingenieurberufs in der Gesellschaft wahrnehmbarer zu positionieren. Mit dem Schlagen von Brücken aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft wird deutlich, welchen Einfluss Ingenieurinnen und Ingenieure auf die Ausgestaltung unserer Welt haben.“

Panorama in der Kuppel (Foto © Jens Hauspurg) 

Auch Dipl.-Ing. Hans-Ullrich Kammeyer, Präsident der Bundesingenieurkammer, unterstrich in seiner Rede die Einzigartigkeit des Zeiss-Planetariums und sagte: „Die Bauwerke vergangener Zeiten verhelfen uns zu interessanten Erkenntnissen über die damalige Ingenieurbaukunst. Durch ihre Einzigartigkeit ermöglichen sie uns aber auch, bei der jüngeren Generation für den verantwortungsvollen und vielseitigen Beruf der Bauingenieurinnen und Bauingenieure zu werben. In Zeiten von großem Fachkräftemangel ist uns das ein besonderes Anliegen.“

Alle technischen und historischen Hintergründe zum Zeiss-Planetarium in Jena sind in der Publikation von Dr. Bertram Kurze zusammengefasst, die in der Schriftenreihe „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ Mitte Mai erscheinen soll - siehe wahrzeichen.ingenieurbaukunst.de > Schriftenreihe und Bestellung.

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