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Jubiläumskirche in Rom: Wenn Licht zum Symbol wird

(19.7.2004) Manche mögen's weiß: Gebäudekonzepte, bei denen der Tageslichteinfall wesentlicher Bestandteil der Gestaltung ist, räumen dem Transmissionswert der Verglasungen höchsten Stellenwert ein. Die Jubiläumskirche (Chiesa del Dio Padre Misericordioso) in Rom, entworfen von dem New Yorker Stararchitekten Richard Meier, ist das jüngste Beispiel für international Aufsehen erregende Glasarchitektur mit dem Weißglas Pilkington Optiwhite.

Chiesa del Dio Padre Misericordioso, auch „Jubiläumskirche“ genannt, von Richard Meier

Die Schar der Baumeister, die sich der Glasarchitektur verschrieben haben, argumentiert stets mit der Kraft und Bedeutung von Licht, Sicht und Transparenz. Darüber hinaus gibt es noch jene Gruppe von (Star-)Architekten, denen es gar nicht hell und transparent genug sein kann. Ein Vertreter dieser Gruppe ist der New Yorker Richard Meier, dessen gesamtes, vier Dekaden umspannendes Werk sehr wesentlich durch den innovativen Umgang mit Tageslicht im und am Gebäude gekennzeichnet ist. Über eine lichte, offene Architektur - so eine von Meiers zentralen Botschaften - soll ein unmittelbarer Dialog zwischen dem Gebäude, seinen Bewohnern und dem natürlichen bzw. urbanen Umfeld aufgebaut werden.

Im Kontext eines modernen Kirchengebäudes gewinnt das Licht neben der funktionalen auch eine höchst symbolische Dimension. Nicht zuletzt deshalb dürfte sich Meiers Entwurf für einen Kirchenneubau in Rom im Rahmen eines Wettbewerbs gegen so renommierte Kollegen wie Tadao Ando, Günter Behnisch, Frank Gehry, Santiago Calatrava und Peter Eisenmann durchgesetzt haben. Der Wettbewerb war im Jahre 1996 von der Erzdiözese Rom im Rahmen des "Millennium-Projektes" ausgeschrieben worden, das die Vororte Roms um die Jahrtausendwende mit insgesamt 65 neuen Kirchenbauten schmücken sollte. Die 50. neue Kirche, zugleich das Kronjuwel des gesamten Projektes, ist die "Chiesa del Dio Padre Misericordioso", auch "Jubiläumskirche" genannt, da sie zum 25-jährigen Amtsjubiläum von Papst Johannes Paul II am 26. Oktober 2003 feierlich eingeweiht wurde - siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps.

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Kontakt mit höheren Sphären

Der Gebäudekomplex im römischen Außenbezirk Tor Tre Teste besteht aus der Kirche selbst und einem Gemeindezentrum - beide Gebäude sind über ein viergeschossiges Atrium unmittelbar miteinander verbunden. Stilprägendes Merkmal des Bauwerks sind die drei aufgefächerten, dramatisch aufragenden Betonschalen unterschiedlicher Größe, die unmittelbar die Assoziation weißer, prall im Wind ziehender Segel hervorrufen. Der Raum zwischen diesen bis zu 30 Meter hohen Schalen ist "gefüllt" mit großflächigen Fassaden-, Dach- und Oberlichtverglasungen, die sich über die gesamte Länge der Kirche erstrecken. Das großzügig eintretende Tageslicht sorgt somit für helle Räume und wechselnde Lichtspiele an den inneren Gebäudeflächen und soll zugleich auf einer spirituellen Ebene den Gedankenfluss in höhere Sphären beflügeln.

Optimale Transmissionswerte

Um die Lichtthematik auch funktional umzusetzen, sah der Architekt für sämtliche Verglasungen das Weißglas Pilkington Optiwhite vor. Lichttechnische Berechnungen hatten ergeben, dass sich die zusätzliche Lichtausbeute durch den Einsatz dieser eisenoxidarmen Spezialgläser speziell im Zusammenhang mit den oft komplexen Isolierglasaufbauten bemerkbar machen würde. In Kombination mit dem raumseitigen, wärmedämmbeschichteten Verbund-Sicherheitsglas Pilkington Optilam Therm N konnte der Transmissionswert im Schnitt um deutlich sichtbare sieben Prozent gesteigert werden. So erzielen die zwischen 29,4 mm und 38 mm dicken Mehrfach-Funktionsgläser für Fassaden und Dächer dank Pilkington Optiwhite hervorragende Lichtdurchlässigkeitswerte zwischen 78 und 81 Prozent. Zugleich tragen sie in der Außenansicht wie auch im hell-puristisch gestalteten Innenraum ganz wesentlich zur Umsetzung des konsequenten Lichtkonzeptes für die Kirche bei.

Richard Meiers Jubiläumskirche in Rom steht in der Linie spektakulärer "Weißglas-Architektur", zu der in Deutschland u. a. der vollständig mit Pilkington Optiwhite verglaste Post Tower in Bonn von Murphy/Jahn und das Berliner Reichstagsgebäude von Sir Norman Foster zählen.

Bautafel:

  • Chiesa del Dio Padre Misericordioso, Rom (Jubiläumskirche, Rom)
  • Bauherr: Erzdiözese Rom, Rom (I)
  • Architekt: Richard Meier & Partners, New York (USA)
  • Verglasungen: Pilkington Italia Spa, Porto Marghera (I)
  • Fassadenkonstruktion: SCHÜCO International, Bielefeld (D)
  • Lichtdesign: erco GmbH, Lüdenscheid (D)
  • Verarbeiter / Metallbauer: Frener & Reifer Metallbau GmbH/Srl, Brixen/Bressanone (I)
  • Bauzeit: Juli 1998 bis Oktober 2003

siehe auch:

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