ZDB: Lohnerhöhungen am Bau sind nicht drin!
(11.12.2006) „Angesichts der hohen Belastung der Löhne durch Steuern und Abgaben scheint die Lohnerhöhungsforderung führender SPD-Politiker eher dem Wunsch entsprungen zu sein, höhere Einnahmen für marode Sozialversicherungssysteme und öffentliche Haushalte zu generieren, als tatsächlich den arbeitenden Menschen mehr Netto in der Tasche zu belassen.“ Mit diesen Worten kommentierte ZDB-Präsident Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein die Forderungen nach höheren Löhnen.
Loewenstein rechnet vor, dass von 100 Euro mehr Brutto-Lohn die Beschäftigten am Bau nur 60 Euro netto erreichen. Dem Baubetrieb entstehen wiederum Kosten in Höhe von 180 Euro, weil mit jeder Lohnerhöhung auch die Lohnzusatzkosten (im Baugewerbe 80%) steigen. „Davon profitieren die Sozialkassensysteme aber mehr als der einzelne Arbeitnehmer,“ so der ZDB-Präsident.
Würde man die Forderung der IG Metall nach 7% mehr Lohn ernst nehmen, entstünden einem durchschnittlichen Baubetrieb mit 12 Beschäftigten jährlich Zusatzkosten in Höhe von 45.000 Euro. Diese lägen dann fast doppelt so hoch wie die Rendite - wenn man von einem Jahresumsatz von 1,2 Mio. Euro und einer Umsatzrendite von 2% ausgeht.
Die ohnehin geringe Bereitschaft von Kapitalgebern im Baubereich zu investieren würde hierdurch erneut sinken, für die betroffenen Betriebe würden zwangsläufig Substanzverzehr und erhöhte Insolvenzgefahr folgen. „Denn trotz leicht steigender Baupreise können wir keine Kostensteigerungen verkraften. Auch Wettbewerbssituation am Markt lässt die Weitergabe an die Kunden nicht zu, zumal der derzeitige Aufschwung höchst fragil ist und Zweifel hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit bestehen.“ betonte Loewenstein. Für die mittelständische Bauwirtschaft stellt sich die Lage nämlich mitnichten so dar, wie sie gerne von den Politikern beschrieben wird, dass nämlich die Unternehmensgewinne nur so sprudelten. Nach elf langen Jahren der Rezession sei die Bauwirtschaft endlich in der Talsohle angekommen, von wo es langsam wieder aufwärts geht.
„Gerne würden wir unseren leistungsstarken und hochbeanspruchten Mitarbeitern, die mittlerweile mehr als 80% der Belegschaft ausmachen, mehr bezahlen, wenn es denn auch bei ihnen ankäme. Im Hinblick auf die immer noch ungewisse weitere Entwicklung können wir aber keine dauerhaften Kosten schultern. Daher schlagen wir vor, die arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge, nämlich die tarifliche Zusatzrente, zu verbessern. Denn auf diese Weise kommt das Geld dort an, wo wir uns das wünschen“ - resümiert Loewenstein.
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