Studie fordert: Öffentliche Infrastrukturinvestitionen differenziert betrachten!
(24.11.2013) Die These, dass es in den vergangenen Jahren zu einer Vernachlässigung öffentlicher Infrastrukturinvestitionen insbesondere im Verkehrsbereich gekommen sei, ist inzwischen beinahe schon Allgemeingut geworden. Auch in den laufenden Koalitionsverhandlungen wird daher kaum noch bestritten, dass es einen Bedarf an zusätzlichen Investitionen in diesem Bereich gäbe. Eine jüngst erarbeitete Studie der Niederlassung Dresden des ifo Instituts und der TU Dresden (Professur für Verkehrswirtschaft und internationale Verkehrspolitik) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) zeigt indes, dass von einem „infrastrukturellen Nachholbedarf“ in Deutschland nicht ohne weiteres gesprochen werden könne. Vielmehr sei in dieser Frage eine weitaus differenziertere Betrachtung erforderlich als gemeinhin angenommen.
Zwar war insbesondere im Zeitraum 1992 - 2005 ein Rückgang der öffentlichen Infrastrukturinvestitionen in Deutschland zu verzeichnen. Hierin könne jedoch nicht ohne weiteres ein Beleg für eine Vernachlässigung öffentlicher Investitionen gesehen werden. Vielmehr spielten hierbei (neben statistischen Gründen) Sondereffekte wie das Ende des Nachholbedarfs in den neuen Ländern sowie Sättigungseffekte, wie sie in Staaten mit bereits hoher Infrastrukturausstattung und hohem Pro-Kopf-Einkommen zu erwarten sind, eine gewichtige Rolle. Die im internationalen Vergleich relativ niedrige Investitionsquote in Deutschland liege zudem auch daran, dass hierzulande die Preise für Infrastrukturgüter weniger stark angestiegen seien als in anderen Ländern, die teilweise Überinvestitionen auf ihren Immobilienmärkten erlebt haben.
Erhaltung vor Neubau
Unstrittig sei zwar, dass es in Teilbereichen der öffentlichen Infrastruktur Defizite gibt, die sich negativ auch auf die regionale wirtschaftliche Entwicklung auswirken könnten. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien würden jedoch zeigen, dass die gesamtwirtschaftlichen Wachstumseffekte zusätzlicher Infrastrukturinvestitionen zumindest in hoch entwickelten Ländern im Regelfall sehr gering ausfallen. Statt eines breitflächigen Ausbaus von Infrastrukturen sollte der Fokus der künftigen Infrastrukturpolitik in Deutschland daher auf die Instandsetzung sowie auf die Beseitigung von Engpässen gelegt werden. Erhaltungsinvestitionen sollte daher der Vorrang vor dem Neubau von Infrastrukturen gegeben werden. Nicht vernachlässigt werden sollten schließlich die Ausnutzung bestehender Kostensenkungspotenziale in Planung und Ausbau von Infrastrukturen, eine effizientere Nutzung der vorhandenen Infrastrukturkapazitäten sowie einfachere administrative Verfahren.
Die Ergebnisse der Studie wollen einen Beitrag zur Bewertung von Infrastrukturlücke und -bedarf in Deutschland leisten. Sie zeigen, dass öffentliche Ausgaben für die Infrastruktur nicht per se vorzugswürdig sind, sondern einer wirtschafts- und finanzpolitischen Gesamtabwägung unterliegen müssen.
Der
Endbericht des Gutachtens mit dem Titel „Öffentliche
Infrastrukturinvestitionen: Entwicklung, Bestimmungsfaktoren und
Wachstumswirkungen“ ist als
PDF-
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Ifo Dresden und ifo Institut für Wirtschaftsforschung
- Professur für Verkehrswirtschaft und internationale Verkehrspolitik (TU Dresden)
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- Straßen vermessen mit 100 Sachen zum Schutz von 470 Milliarden Euro Anlagevermögen (30.4.2013)
- Studie: Autobahnen brachten/bringen keinen Wirtschaftsboom (29.4.2013)
- SPD fordert zusätzliche Mittel für Bundesverkehrswege (25.4.2013)
siehe zudem:
- Straßenbau und Brückenbau sowie Baupolitik auf Baulinks
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