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VEA-Fernwärmepreisvergleich 2024 veröffentlicht

(18.3.2024) Die durchschnittlichen Preise für Fernwärme in Deutschland bleiben stabil. Dennoch sind bei einzelnen Fernwärmeversorgungsunternehmen (FVU) deutliche Preisveränderungen zu erkennen.

Das extremste Absinken gab es bei der WSW Energie & Wasser AG Wuppertal mit einer Preissenkung von 74,63% im Vergleich zum Vorjahr. Auf der anderen Seite gab es den größten Preisanstieg bei den Stadtwerken Hanau GmbH. Dort stieg der Fernwärmepreis um 115,29%.

VEA-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Stuke kann die stabilen Preise genau wie die Ausreißer nachvollziehen: „Zwei Punkte spielen bei der Preisbildung für Fernwärme eine wesentliche Rolle. Zum einen ist es die Brennstoffwahl zur Fernwärmeerzeugung. Denn der jeweilige Fernwärmepreis ist in der Regel an den für die Wärmeerzeugung verwendeten Brennstoff Gas, Heizöl oder Kohle gekoppelt. Die Preise für die fossilen Brennstoffe waren im Jahr 2022 besonders hoch und im Herbst 2023 wieder auf einem vergleichsweise günstigen Preisniveau. Je nachdem, mit welchem zeitlichen Verzug der Fernwärmelieferant die Preisentwicklung an die Kunden weitergibt, ergeben sich sehr unterschiedliche Preisveränderungen in Bezug auf die vergangenen zwölf Monate. Ein zweiter Punkt sind die Fixkosten für die Erzeugung sowie die Infrastruktur. In der Regel sprechen wir über Investitionen in Erzeugungsanlagen und das Fernwärmenetz, die dämpfend auf die Gesamtkostenentwicklung wirken. Dass die Preise sich zwischen den Versorgern auch noch einmal beträchtlich unterscheiden können, liegt unter anderem am Zeitpunkt der Preiserfassung. Manche Versorger haben ihre Preise noch nicht aktualisiert, da sie dies nur einmal im Jahr tun, wiederum andere aktualisieren quartalsweise.” 

Preisübersicht der Fernwärmeversorgungsunternehmen (Bild: VEA)

Preise der FVU liegen teilweise weit auseinander

Die Preise einzelner FVU liegen zum Teil weit auseinander, rücken im Vergleich zum Vorjahr jedoch näher zusammen. Bei einer Benutzungsdauer von 1.500 h/a (Jahresbezugsmenge von 900 MWh/a dividiert durch die Leistung von 600 kW) liegen die Preise zwischen 70,00 Euro/MWh bei den technischen Betrieben Solingen und 310,85 Euro/MWh bei den Stadtwerken Hanau GmbH. Bezogen auf den niedrigsten Preis beträgt damit der relative Preisunterschied mehr als 340%. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 425%.

Bei einer Benutzungsdauer von 2.000 h/a (1.200 MWh/a und 600 kW) reicht die Preisspanne von 70,00 Euro/MWh wieder bei den technischen Betrieben Solingen bis 303,00 Euro/MWh ebenfalls bei den Stadtwerken Hanau GmbH. Der relative Unterschied beträgt hier, wiederum auf den niedrigsten Preis bezogen, 333%. Im Vorjahr waren es noch 473%. Für die am Vergleich beteiligten 91 FVU mit 88 Netzen errechnet sich im Mittel für eine Benutzungsdauer von 1.500 h/a ein Wärmepreis von 148,73 Euro/MWh und für 2.000 h/a ein Wärmepreis von 141,96 Euro/MWh. Beide Abnahmefälle zusammen ergeben einen durchschnittlichen Wärmepreis von 145,34 Euro/MWh.

Der Vergleich zeigt, dass die erreichbaren Durchschnitts-Wärmepreise (Euro/MWh) bei den meisten Fernwärmeversorgungsunternehmen sehr stark von der Benutzungsdauer abhängen. Vor Abschluss eines Fernwärme-Lieferungsvertrages ist es daher wichtig, sich eingehend Klarheit über die benötigte Wärmeleistungshöhe zu verschaffen.

Zur Erinnerung: Der seit 1978 vom VEA regelmäßig veröffentlichte Fernwärme-Preisvergleich umfasst 91 FVU mit insgesamt 88 Fernwärmenetzen, so dass ein hoher Repräsentationsgrad der Untersuchung erreicht wird. Auch bei der Fernwärme spielt das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. So bietet die Vattenfall Wärme Berlin zukünftig nur noch klimaneutrale Verträge an. Gleiches gilt beim Stadtwerk Hanau.

Die Mehrzahl der FVU bietet Grund- oder Leistungs-Preisregelungen an, bei denen sich der erzielbare durchschnittliche Wärmepreis (Euro/MWh) aus einem Grund- beziehungsweise Leistungspreis (Euro/kW) für die bereitgestellte oder die gemessene Wärmeleistung und aus einem meist mengenunabhängigen (nur bei wenigen FVU ist der Preis gezont oder gestaffelt) Arbeitspreis (Euro/MWh) zusammensetzt.

Die dem Vergleich zugrundeliegenden Benutzungsdauerwerte beziehen sich nicht auf den DIN-Anschlusswert. Sie beziehen sich unter Berücksichtigung des Gleichzeitigkeitsgrades auf die bereitgestellte beziehungsweise beanspruchte Wärmeleistung. Deshalb sind für das Erreichen der Preise auch die FVU, die in ihren Preissystemen für das Umrechnen des nach DIN ermittelten Anschlusswertes Faktoren unter 1,0 ansetzen, nicht berücksichtigt. Dadurch können solche FVU, die Abschläge auf die Leistung gewähren, gegenüber denjenigen, die die Leistung voll nach DIN ansetzen, im Preisvergleich benachteiligt sein.

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