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Montblanc in schwarzem glasfaserarmiertem Beton

(8.2.2023) In Hamburg hat der Schreibgerätehersteller Montblanc für eine Dauerausstellung einen Neubau errichten lassen, der insbesondere durch seine schwarze, aufwendig gestaltete Fassade auffällt. Das dreigeschossige Gebäude befindet sich direkt neben dem Hauptsitz des Unternehmens und stellt eine Fläche von 3.600 m² zur Verfügung, auf der die Geschichte des Herstellers sowie dessen Produkte präsentiert werden (siehe auch Google-Maps).

Fotos, falls nicht anders angezeigt © Roland Halbe 

Bei der Konzeption des Objektes waren international bekannte Planer beteiligt ...

  • angefangen beim Büro Nieto Sobejano Arquitectos, das für den architektonischen Entwurf verantwortlich war,
  • über das Büro Werner Sobek, welches die Planung der technischen Gebäudeausrüstung, des Tragwerks und der Fassade übernommen hat,
  • bis zum Büro Projektile, von dem die Szenografie und die Innenarchitektur stammen.

  

Die Fassade stimmt den Besucher schon vor dem Betreten des Gebäudes darauf ein, was ihn im Inneren erwartet. So zeigen Betonfertigteilelemente auf der Süd-, West- und Ostfassade neben dem bekannten Firmenlogo auch ein Relief jenes Berges, dem das Unternehmen seinen Namen verdankt – dem Mont Blanc. Zudem erinnern die Form des Gebäudes sowie die besondere Fassadenfarbe an die historische Schreibgeräteverpackung der edlen Füller, Kugelschreiber, Fineliner und Co., die in der Ausstellung gezeigt werden.

Aufwendige Gestaltung, enorme Größe

Die W+P Gesellschaft für Projektrealisierung mbH betreute und koordinierte die über 60 am Bau beteiligten Gewerke. Dabei vertraute sie dem Bauunternehmen G. Büter. Dieses übernahm die Rolle des Generalunternehmers und beauftragte das Fertigteilwerk BWE-Bau mit dem Erstellen, dem Transport und der Montage der Fassadenelemente.

BWE-Bau fabrizierte 315 Fertigteilplatten, die eine Größe von bis zu 2,7 x 9,0 m haben und von denen viele eine Geometrie aufweisen, die sich bei keiner anderen Platte wiederholt. Zudem wurde das Team des Fertigteilwerks vor die Herausforderung gestellt, die Platten mit drei unterschiedlichen Relief-Arten herzustellen. Zusammen mit der notwendigen Betonüberdeckung des Bewehrungsstahls hätte das eine Plattendicke von ca. 7 bis 10 cm und für die erforderliche Verankerungstiefe der Fassadenbefestigung eine noch höhere Plattenstärke zur Folge gehabt. Gleichzeitig war allerdings vorgegeben, dass das Gewicht der Fassade möglichst gering sein sollte.

Spezieller Aufbau


Foto © Daniel Schäfer
  

Deshalb entschied man sich beim Planungsbüro Sobek für einen dreiteiligen Aufbau der Fassadenfertigteilelemente - bestehend aus ....

  • Relief,
  • einer 3 cm starke (Basis-/Umverteilungs-)Platte für das Relief und
  • den Stegen und Aufdickungen, in welche die Fassadenaufhängung integriert ist. Auch sollte dadurch den Platten zusätzliche Stabilität verliehen werden.

Des Weiteren sahen die Ingenieure zwei unterschiedliche Betonrezepturen innerhalb eines Elements vor. Die ersten beiden Teile wurden mit Leichtbeton gefertigt, und bei den Stegen kam Normalbeton zum Einsatz. Eine ungewöhnliche Kombination, die jedoch mehrere Vorteile hatte: Angesichts der schwarzen Beschichtung der Fassadenelemente war abzusehen, dass sich diese unter Wärmeeinwirkung ausdehnen würden. Doch dank der beiden Betonrezepturen konnte die Wärmedehnzahl reduziert und gleichzeitig die Zugfestigkeit der Elemente erhöht werden.

Stahlarmierung plus Glasfasergewebe

Und auch bei der Bewehrung der Fassadenelemente gab es Unterschiede: Während die Stege und teilweise das Relief mit einer normalen Bewehrung versehen wurden, erhielten die Platten zusätzlich eine textile Bewehrung aus Solidian GRID. Hierbei handelt es sich um ein Gittergewebe aus epoxidharzimprägnierten Glasfasern, welches ...

  • nicht korrodiert,
  • eine bis zu zweimal höhere Zugfestigkeit (charakteristische Zugfestigkeit > 1.100 N/mm²) aufweist als klassische Stahlmatten und
  • sehr leicht ist.

Der Hersteller hat sich auf die Fertigung nicht metallischer Bewehrung spezialisiert und steht dabei seinen Kunden auch in der Planungsphase zur Seite.

Solidian GRID wird mit der Standardabmessung 6,0 x 2,30 m angeboten – wobei auf Anfrage auch andere Abmessungen und dreidimensional geformte Elemente geliefert werden. Beim Montblanc-Haus wurde es eingesetzt, um die Rissbreite zu begrenzen und so die Möglichkeit zu schaffen, die 3-cm-Platten ohne Stahlbewehrung bzw. überhaupt ausführen zu können. (Der statische Nachweis erfolgte anhand einer unbewehrten Betonplatte.) So konnten die Fassadenplatten zusätzlich - unter Einhaltung der üblichen Regeln der Technik - möglichst dünn und leicht gehalten werden.

Weitere Informationen zu Solidian GRID können per E-Mail an Solidian angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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