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DGNB System Zukunftsprojekt – Zielbild der Transformation im Bauen

(16.4.2024) Wie wird der Maßstab für zukunftssichere und nachhaltige Gebäude im Jahr 2030 aussehen? Diese Frage will das DGNB System Zukunftsprojekt der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) beantworten. Es setzt die erforderliche gesellschaftliche Transformation in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit in konkrete, gebäudebezogene Zielsetzungen und Aktivitäten um und soll herausragende gebaute Beispiele sichtbar machen. Zudem kann es allen, die sich neu auf den Weg machen, Impulse und Orientierung bieten. Erfolgreich ausgezeichnete Projekte erhalten das Prädikat „DGNB Zukunftsprojekt”.

(Bild: DGNB) 

Das Angebot der DGNB steht nicht im Wettbewerb mit anderen Zertifizierungssystemen der Non-Profit-Organisation, sondern kann alternativ oder ergänzend angewandt werden. „Gebäude, die das Prädikat ,DGNB Zukunftsprojekt’ erhalten, sind umgesetzte Vorbilder für die Transformation”, erklärt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Sie beschützen und stärken unsere Lebensgrundlage, sichern den sozialen Zusammenhalt und transformieren unsere Wirtschaftssysteme zukunftssicher.”

Es gehe der DGNB darum, beispielgebenden Projekte aufzuspüren und im Sinne eines offenen Wissenstransfers zu begleiten, damit andere von den gemachten Erfahrungen profitieren können. Zudem sollen Planende und alle am Bau Beteiligten eine verlässliche Orientierung bekommen, auf was es in Zukunft in besonderem Maße ankommt. Als Kompass für nachhaltige, zukunftssichere Gebäude kann das DGNB System Zukunftsprojekt ein Leitbild bieten und aufzeigen, in welche Richtung sich die DGNB Zertifizierung in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird.

Die 10 Kriterien des DGNB System Zukunftsprojekts

Inhaltlich fußt das DGNB System Zukunftsprojekt auf den zehn Kriterien Klima, Wasser, Biodiversität, Boden, Vielfalt, Umfeld, Region, Suffizienz, Zirkularität und Resilienz. Dabei sind den einzelnen Kriterien jeweils vier oder fünf konkrete Zielstellungen zugeordnet. Diese sollen Entscheidungen in allen Lebenszyklusphasen eines Gebäudes unterstützen – von der Bewertung oder Modernisierung bestehender Gebäude bis zur Konzeptionierung, dem Bau und der nachhaltigen Nutzung. Einige Mindestanforderungen wurden formuliert, die der grundlegenden Qualitätssicherung sämtlicher Projekte dienen. Statt einer Vielzahl von technischen Einzelindikatoren beinhalten die Kriterien konkrete Hilfestellungen, sowohl zur methodischen Umsetzung als auch zur Dokumentation im Rahmen der Prüfung.

Neuer Teilnahmeprozess

Anders als bei anderen Varianten der DGNB Zertifizierung müssen sich Projekte, die den Zertifizierungsprozess mit dem DGNB System Zukunftsprojekt durchlaufen wollen, zunächst bewerben. Eine Teilnahme ist erst nach erfolgreicher Vorprüfung möglich. Diese erfolgt durch die Zertifizierungsstelle der DGNB in Zusammenarbeit mit einer neu einberufenen Kommission Zukunftsprojekt. Das Prädikat „DGNB Zukunftsprojekt” kann von Gebäuden oder Gebäudekomplexen jeder Nutzungsart erreicht werden, die mindestens ein Jahr in der Nutzung sind. Sanierungs- oder Neubauprojekte, die sich noch in der Planungsphase befinden, können sich für die Teilnahme bewerben und die Zielstellungen des DGNB Systems Zukunftsprojekt als Richtschnur nutzen. Maßgeblich für die Auszeichnung ist die Erfüllung sämtlicher Mindestanforderungen sowie Nachweise darüber, inwieweit es eine Auseinandersetzung mit den 45 Zielstellungen der zehn Kriterien gegeben hat. Für diese Dokumentation ist die Begleitung durch eine Person mit dem Status „DGNB Senior Auditor” erforderlich.

Online-Darstellung zu jedem DGNB Zukunftsprojekt

Für jedes teilnehmende Projekt soll es einen eigenen Bereich auf der DGNB Website geben. „Auf diesen Seiten möchten wir in regelmäßigen Abständen Interviews mit den verschiedenen Beteiligten veröffentlichen, um planungs- oder nutzungsbegleitend Entscheidungen transparent zu machen”, sagt Christine Lemaitre. Zusätzlich sollen hier die wichtigsten Nachhaltigkeitskennzahlen für jedes Gebäude transparent dargestellt und die teilnehmenden Projekte motiviert werden, Tag-der-offenen-Tür-Veranstaltungen oder andere Formate zur Wissensvermittlung anzubieten. Um die Exzellenz-Auszeichnung fortlaufend nutzen zu dürfen, gibt es für die DGNB Zukunftsprojekte eine Reihe von wiederkehrenden Anforderungen. „Wir wollen dranbleiben an den Zukunftsprojekten, um sicherzustellen, dass die Versprechen eingehalten werden”, erklärt Dr. Anna Braune, Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung bei der DGNB. „Wir wollen verstehen, wie weitere Verbesserungen umgesetzt werden können und wie es den Menschen geht, die mit den Projekten zu tun haben.”

Keine festgelegten Gebühren

Einen Lerneffekt erhofft sich die DGNB auch für sich selbst und die Weiterentwicklung ihrer eigenen Zertifizierungssysteme. Christine Lemaitre: „Als DGNB erhoffen wir uns unter anderem Antworten auf die Frage, was wir von Bestandsgebäuden an Nachweisen überhaupt sinnvoll einfordern können, wenn der Luxus einer vollständigen Neubau-Dokumentation fehlt.” In diesem Sinne hat sich die DGNB entschlossen, keine fest definierten Zertifizierungsgebühren festzulegen. Stattdessen werden die Antragstellenden nach erfolgreicher Vorprüfung im Rahmen der Vertragserstellung gebeten, die Gebühren für die Zertifizierung ihres Projektes nach eigenem Ermessen selbst festzulegen.

Abgrenzung zu anderen DGNB Zertifizierungen

(Bild: DGNB) 

Das unter dem Arbeitstitel „Version 2030” entwickelte DGNB System Zukunftsprojekt ersetzt übrigens keine der bekannten Zertifizierungssysteme der DGNB, sondern kann ergänzend oder alternativ angewandt werden. „Natürlich gibt es Synergien zwischen den verschiedenen Varianten, aber das neue System erfüllt einen anderen Zweck als die übrigen”, sagt Christine Lemaitre. „Es geht uns um Inspiration, um Transparenz, um das Lernen von guter, umgesetzter Qualität – und das jenseits der grünen Premium-Öko-Welt, wie sie gerne auf digital erzeugten Visualisierungen vermittelt wird.”
Anders als die übrigen Varianten der DGNB Zertifizierung dient das DGNB System Zukunftsprojekt nicht als Nachweisinstrument für die Erfüllung von regulatorischen Anforderungen wie der EU-Taxonomie. Auch eine Förderfähigkeit steht nicht im Fokus. „Wem dies wichtig ist, sollte begleitend eine DGNB Zertifizierung für Neubauten, Sanierungen oder Gebäude im Betrieb durchführen.”

Digitale Informationsveranstaltungen und Kriterienkatalog

Weiterführende Informationen zum DGNB System Zukunftsprojekt, das offiziell vom Rat für Nachhaltige Entwicklung unterstützt wird, gibt es online unter dgnb.de/zukunftsprojekt. Dort steht auch der vollständige Kriterienkatalog kostenlos als Download zur Verfügung.

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