Bericht vom 6. OWL Abwassertag in Steinhagen
(17.12.2013) 130 Zuhörer haben am 7. November 2013 am 6. OWL Abwassertag im Forum der Jung Pumpen GmbH teilgenommen. Im Zentrum der Tagung standen die künftigen Herausforderungen für die Abwasserwirtschaft unter dem Motto „Abwasser im Wandel“. Dabei spielte auch die viel diskutierte Dichtheitsprüfung von Grundstücksentwässerungsanlagen eine wesentliche Rolle.
Die Diskussion über den Sinn und Zweck, die Fristen sowie die finanzielle Angemessenheit der Dichtheitsprüfung ist in den vergangenen Jahren heftig und vielfach wenig sachlich geführt worden. Dem Thema „Dichtheitsprüfung“ (oder besser: „Zustands- und Funktionsprüfung“) wurde - in NRW auch bedingt durch die Landtagswahl 2012 - von den Kommunen wenig Beachtung geschenkt. Nach der Neuformierung des Landtages wurde aber wieder aktiv an einer Neuregelung gearbeitet, die im März 2013 in Kraft getreten ist.
Dichtheitsprüfung – ein reizbares Thema
Im einleitenden Vortrag stellte RBD Dipl.-Ing. Bert Schumacher, Hauptdezernent für Abfallwirtschaft von der Bezirksregierung Detmold, die neuen rechtlichen Regelungen zur Zustandserfassung von Grundstücksentwässerungsleitungen vor. Neben den bekannten Modifikationen im Gesetz, so z.B. dass vor allem Rohrleitungen in Wasserschutzgebieten unter Fristsetzungen zu prüfen sind, wurde deutlich gemacht, dass die Kommunen die Freiheit erhalten, per Satzung auch außerhalb von Wasserschutzzonen eigene Vorgaben zu machen. Von diesen „Freiheiten“ solle dann Gebrauch gemacht werden, wenn durch Fremdwasser eine zu starke Belastung auf den Kläranlagen bestehe.
Allein dieser Sachverhalt markierte im Laufe der Veranstaltung ein Spannungsfeld unter den Referenten. Zwischen dem zuständigen Dezernenten für Wasserwirtschaft im Regierungsbezirk Detmold Bert Schumacher und der Rechtsanwältin für Umweltrecht Daniela Deifuß-Kruse kam es zu einem interessanten Schlagabtausch, in dem die Anwältin mehrere Schwachstellen als „handwerkliche Fehler“ im neuen Gesetz aufdeckte. Im Rahmen ihres Vortrages nahm sie die rechtlichen Aspekte dieser neuen Verordnung, vor allem in Hinblick auf die Durchsetzung und daraus abgeleitete Rechte und Pflichten für Kommunen, unter die Lupe.
Fremdwasser – ein schwer zu erfassendes Medium
Neben der Exfiltration von Abwasser ins Grundwasser ist die Infiltration von Grundwasser (Fremdwasser) in das schadhafte Abwasserleitungssystem einer der beiden grundsätzlichen Ansätze für die seit Jahren laufende fachliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik. Dabei ist die Fremdwasserproblematik ein wesentlicher Punkt und wurde ebenfalls durch weitere Vorträge veranschaulicht.
Professorin Dr.-Ing. Austermann-Haun von der Hochschule OWL stellte die Auswirkungen von Fremdwasser auf den Kanal und die verfahrenstechnischen Anlagen auf Kläranlagen dar. So wurden anhand von diversen Untersuchungen auf unterschiedlichen Kläranlagen die Veränderungen und negativen Auswirkungen von Fremdwasser auf Abwassertemperatur, Nitratfracht, Zulaufkonzentrationen, Säurekapazität und letztlich auch auf die Reinigungsleistung (C-, N-, P-Elimination) der Kläranlage verdeutlicht.
In seinem zweiten Vortrag ging RBD Dipl.-Ing. Bert Schumacher speziell auf die Problematik im Umgang mit Drainagewasser auf privaten Grundstücken ein. Demnach seien Drainageanschlüsse ein wichtiger Teilaspekt des Fremdwasserproblems und stellten unabhängig vom Landeswassergesetz NRW ein Problem dar:
- Beim Neubau sei keine Genehmigung für Drainageanschlüsse zu erteilen.
- Im Bestand befindliche Anschlüsse seien per Satzung i.d.R. nicht erlaubt, aber häufig geduldet; Ausnahmen seien allerdings im Einzelfall erforderlich und vertretbar.
Innerhalb von Gebieten mit hoher Fremdwasserproblematik seien zudem kommunale Leitentscheidungen in Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden über das zukünftige Entwässerungssystem (inkl. DW-Ableitung) erforderlich. Die Leitentscheidung sollte nachhaltige, ressourceneffiziente Lösungen finden und End-of-pipe-Lösungen nur als Ausnahme bei Vorliegen faktischer und monetärer Unverhältnismäßigkeit anderer Lösungsalternativen dulden.
Bürgerinformation – eine kommunale Chance
Abgerundet wurde die Vortragsreihe zur Dichtheitsprüfung durch den Vortrag von Dipl.-Ing. Stefan Buche von der Abwasserbeseitigung Rendsburg. Er berichtete aus dem Blickwinkel der Kommune vom täglichen Umgang mit der Thematik sowie der daraus resultierenden Unsicherheit und der Diskussionen mit den betroffenen Bürgern. Kern der Arbeit mit dem Bürger stelle dabei die allgemeine Information und die umfassende Beratung dar, wobei die Abwasserbeseitigungsbetriebe der Stadt Rendsburg hier nicht nur die Problematik der Dichtheitsprüfung thematisieren. Die Abwasserleitungen würden in Zusammenarbeit mit dem Kunden ganzheitlich unter Berücksichtigung der Aspekte Hygiene, Falsch- und Drainageanschlüsse, Werterhalt, Standsicherheit und Betriebssicherheit, Dokumentation sowie Rückstau- und Überflutungsschutz betrachtet.
Wirkungsgrad versus Zuverlässigkeit
Ein weiterer streitbarer Punkt auf der zukünftigen Agenda der
Abwasserwirtschaft sind wohl die aktuellen Entwicklungen und
Gefahren der Energie-Effizienz-Debatte in der EU. Diese Thematik
wurde durch
Prof. Dr.-Ing. Thamsen von der TU Berlin vorgestellt und
diskutiert: Inzwischen liege der Fokus nicht nur bei
Haushaltsgeräten wie Kühlschränken, Waschmaschinen, Staubsaugern
oder Glühbirnen. Auch die Pumpen-
Im abschließenden Vortrag des Tages referierte Dipl.-Ing. Dieter Weismann von der em.consult GmbH über die Planung und den Betrieb von Abwasserfördersystemen bei zukünftig veränderten Rahmenbedingungen. Hierbei wurden die Auswirkungen der Abwasserkonzentration durch verringerte Wasserverbräuche, die demographische Entwicklung, die Veränderungen im Nutzerverhalten (Stichwort: Hygieneartikel) und die Abwanderung aus ländlichen Gebieten auf den Betrieb und die Auslegung von Pumpstationen untersucht.
Am 22. Januar 2015 soll der 7. OWL Abwassertag stattfinden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen:
- Multitalente: Manschettendichtungen für Großrohre aller Art (17.12.2013)
- Entwässerung in großem Stil: Substratfilter für bis zu 3.000 m² jetzt mit DIBt-Zulassung (17.12.2013)
- Neue Nassmüllsammelanlage von ACO Haustechnik für die Gastronomie (2.9.2013)
- Alles klar!? Verfahren zur weitergehenden Abwasserbehandlung (à la ACO Haustechnik) (2.9.2013)
- Jung Pumpen übernimmt Vertrieb der runderneuerten Flachabsaugpumpe „SIMER“ (2.9.2013)
- KIT: Rückverlegung des Deichs bewährt sich (30.6.2013)
- Fachbuch: Management groß angelegter Grundstücksentwässerungsanlagen (26.4.2013)
- Bericht vom 5. OWL Abwassertag: Regenwassermanagement in Zeiten des Klimawandels (2.12.2012)
- RAL Gütezeichen-Tipps für die Entwässerung in Haus und Garten (19.9.2012)
siehe zudem:
- Tiefbau / Entwässerung, Regenwassernutzung, Hochwasserschutz auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Regenwassernutzung, Pflaster, Tiefbau, Abwassertechnik bei Baubuch / Amazon.de