Peter Eisenman macht Kuratorium für Schäden am Holocaust-Mahnmal verantwortlich
(25.5.2014) Die Süddeutsche Zeitung hatte in der Ausgabe vom 22.5. über Baumängel am Denkmal für die ermordeten Juden Europas berichtet. Dieser Artikel enthält keine neuen Fakten. Wie aus einer Stellungnahme der Stiftung Denkmal aus dem Jahr 2012 hervorgeht, werden die Baumängel im Rahmen eines Beweisverfahrens bereits erfasst und untersucht (siehe auch Google-Maps).
Um die im Rahmen dieses Verfahrens erforderlichen Untersuchungen des Betons der Stelen zu ermöglichen, war es nötig, dem vom Gericht beauftragen Gutachter Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Brameshuber (Institut für Bauforschung, RWTH Aachen) Materialproben zum Zwecke der Untersuchung zur Verfügung zu stellen. Um eine unnötige Beschädigung intakter Stelen durch das so genannte Ziehen von Bohrkernen zu vermeiden, wurde Ende 2010 auf Vorschlag des Gutachters eine durch Risse bereits stark beschädigte Stele vom Rand des Stelenfeldes demontiert. Die Stele wurde an das Institut für Bauforschung an der RWTH Aachen transportiert, um mit den nur dort vorhandenen Messgeräten untersucht werden zu können. Dabei war von Beginn an klar, dass die Stele bei der Ursachenermittlung zerstört werden muss. Hiervon waren alle am Verfahren Beteiligten vorab in Kenntnis gesetzt worden.
Seit 2012 wird der Zustand des Stelenfeldes in Abstimmung mit dem Gutachter halbjährlich untersucht. Zur Wahrung der Verkehrssicherheitspflicht werden besonders betroffene Stelen mit Stahlmanschetten versehen. Dies sei bei derzeit 44 Stelen der Fall (Stand Mai 2014).
Derzeit könnten keine tragfähigen Aussagen zur Methode einer Sanierung schadhafter Stelen oder Herstellung rissfreier Stelen getroffen werden, erklärt die Stiftung Denkmal. Erst wenn diese Informationen vorliegen, könnten auch Kosten kalkuliert werden.
Peter Eisenman im stern.de-Interview
Der New Yorker Architekt Peter Eisenmann gibt dem Kuratorium der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ die Schuld für die bröckelnden Beton-Stelen am Holocaust-Mahnmal. „Offenbar wurden Dinge geändert, um Geld zu sparen“, sagte Eisenmann, der das Mahnmal entworfen hat, zu stern.de. „Der Fehler liegt im Kuratorium.“
Um den Beton der Stelen zu stabilisieren, brauche es eine bestimmte Menge Armiereisen im Inneren. „Wenn aber ein paar Experten sagen, sechs statt zehn Eisen genügen, sonst kostet es zu viel Geld, dann ist das eben nicht ok“, betonte Eisenmann. Er werde in keinem Fall für die Schäden am Mahnmal aufkommen.
Von den 2.710 Beton-Stelen sind einige bereits so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass sie aus Sicherheitsgründen mit Stahlmanschetten versehen werden mussten. Dies sei keine dauerhafte Lösung, sagte Eisenman, die Stelen müssten erneuert werden. 2015 wird das 10. Jubiläum des Mahnmals gefeiert, zu dem Eisenman anreisen will.
Die Zusammensetzung des Kuratoriums der Stiftung hat sich im Laufe der Jahre immer wieder geändert. Derzeit umfasst es 22 Mitglieder, darunter die Publizistin Lea Rosh und Bundestagspräsident Norbert Lammert, CDU.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- „Das Holocaust-Mahnmal zerfällt“ auf sueddeutsche.de
- vollständige Interview mit Eisenman auf stern.de
- Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
- Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas
- Dezentes Anthrazit für die 2751 Betonstelen des Denkmals für die ermordeten Juden Europas (7.1.2004)
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siehe zudem:
- Betonsanierung und Betonbau auf Baulinks
- Literatur / Bücher über Betonbau bei Baubuch / Amazon.de