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Photovoltaik könnte 2030 rund 12% des europäischen Strombedarfs abdecken


  

(11.6.2015) Die Photovoltaik erweist sich weltweit als stabiler Wachstumsmarkt: Allein im vergangenen Jahr stieg die globa­le Photovoltaik-Kapazität im Vergleich zum Vorjahr um knapp 40 GW; insgesamt beläuft sie sich auf 177 GW. Doch obwohl dieser Markt so schnell wächst, spielen die traditionellen Ener­gieversorger im Bereich der Photovoltaik immer noch eine nur marginale Rolle: Auf sie entfällt in Europa nicht einmal 1% der installierten Kapazität - zu u.a. diesem Ergebnis kommt die ak­tuelle Roland Berger-Studie „Solar PV could be similar to the shale gas disruption for the utitilities industry“.

„Die meisten PV-Anlagen werden immer noch auf Dächern von Häusern und Firmengebäuden installiert“, erläutert Tors­ten Henzelmann, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. „Projektentwickler, Investoren, Haushalte und Gewerbetreibende werden so zu einer ernsthaften Kon­kurrenz für die traditionellen Energieversorger. Diese sollten daher die Marktchancen der Photovoltaik schnell erkennen und für sich nutzen.“

PV-Anlagen erleben Hochkonjunktur

In Europa werden sich voraussichtlich immer mehr Privathaushalte und Firmen in den kommenden Jahren entscheiden, in eine eigene Photovoltaikanlage zu investieren. Ei­ner der Hauptgründe: Die Preise für PV-Anlagen in Europa sinken weiter; die Investi­tion wird deshalb immer attraktiver:

  • So gingen die Systemkosten der PV-Anlagen bei Privathaushalten zwischen 2010 und 2013 um 15% zurück.
  • Im Gewerbebereich nahmen die Kosten im gleichen Zeitraum sogar um 23% ab.

Im europäischen Vergleich zeigen Deutschland und Italien besonders günstige Anlagenpreise im Haushaltsbereich.

Vorteilhaft ist auch die aktuelle Preisentwicklung des PV-Stroms. In Deutschland ist dieser im Privatbereich 17 Cent/kWh günstiger als der Einzelhandelsstrompreis. „Inno­vative Technologien wie Batteriespeicher und Hausautomationssysteme werden dazu führen, dass die Eigentümer einen höheren Anteil des günstig erzeugten Solarstroms selbst nutzen werden“, erklärt Henzelmann. Hinzu kommen die guten Finanzierungs­möglichkeiten: Der leichte Zugang zu Finanzierungen und Dienstleistungsangeboten steigern das Interesse der Verbraucher am Kauf einer Photovoltaikanlage.

Diese Faktoren werden in den kommenden Jahren für ein weiteres Wachstum der PV-Branche sorgen. So gehen die Roland Berger-Experten davon aus, dass bis 2030 fast 12% des gesamten Stromverbrauchs in Europa auf Photovoltaik entfallen werden. Doch trotz der starken Entwicklungsperspektiven des PV-Marktes ist der Anteil der europäischen Energieversorger derzeit sehr gering: Wie bereits erwähnt ist weniger als 1 Prozent der installierten PV-Kapazität auf die traditionellen Versorger zurück­zuführen.

Traditionelle Energieversorger zeigen Nachholbedarf

„Die Entwicklung des PV-Marktes wird sich in vielen Ländern erheblich auf die Ener­giekonzerne auswirken“, prognostiziert Roland Berger-Partner Torsten Henzelmann. So wird die Photovoltaik-Kapazität in Ländern wie Deutschland, Griechenland und Ita­lien schon 2025 die Grundlastnachfrage übersteigen. Sie könnte sogar 50 Prozent der Spitzenlastnachfrage übertreffen und dadurch mehr Exporte und Speicherkapazitäten erfordern, um der Marktlage gerecht zu werden. „Das wird die klassische Energieland­schaft stark verändern“, so Henzelmann. „Versorger müssen sich auf zunehmende Schwankungen des Energiesystems, den Verlust von Erzeugungsvolumen und niedri­gere Preise einstellen. Außerdem werden neue Akteure auf diesem Markt agieren.“

Das Wachstum der Photovoltaik-Branche stellt nicht nur eine Herausforderung für Energieversorger dar - es ist für sie auch eine Chance, auf ein neues, zukunftsträch­tiges Geschäftsfeld zu setzen. Denn konventioneller Strom wird weniger gefragt sein - vor allem auf dem margenstarken Wohnungsmarkt. „Energiekonzerne sollten den Um­fang ihrer Erzeugungsanlagen reduzieren und flexibler auf Schwankungen bei Angebot und Nachfrage reagieren“, rät daher Torsten Henzelmann.

Rolle der Energieversorger und Netzbetreiber wird sich verändern

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Versorgungssicherheit: Die starken Leistungs­schwankungen der Photovoltaik zwingen Energieanbieter, neue Preismodelle für den Zugang zur Stromversorgung zu entwickeln. Ihre Hauptrolle wird sich daher zuneh­mend verlagern:

  • von der traditionellen Energielieferung
  • hin zur Abstimmung von Nachfrage und Angebot.

So wird sich die Präsenz der Energieanbieter im Handel verstärken, denn hier können sie von ihren langjährigen Kundenbeziehungen profitieren.

Und auch die europäischen Netzbetreiber sollten sich den neuen Marktentwicklungen anpassen. Denn die dezentrale Energieerzeugung verändert den Stromfluss; dies wird dazu führen, dass sich auch Umfang und Form der Stromnetze ändern werden. „Netz­betreiber sollten vor allem die Chancen der Smart Grids für sich ausschöpfen“, emp­fiehlt Henzelmann. „Durch diese intelligenten Stromnetze werden Netzbetreiber den Strommarkt flexibler steuern und ihren Endkunden passende Leistungen anbieten kön­nen.“

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