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Weltwassertag: Warum Hochwasserschutz in Wald und Flur beginnt

(22.3.2024, Weltwassertag) In einem neuen Forschungsprojekt will die Hochschule Coburg ein Baukastensystem entwickeln, das Kommunen bei einer klugen Planung unbebauter Flächen außerorts unterstützen und das Risiko von Hochwasser minimieren soll. Das Projekt wird über DATIpilot des Bundesforschungsministeriums gefördert.

Foto: Baulinks/AO 

Immer häufiger kommt es vor, dass starke Regenfälle Hochwasser verursachen und dadurch enorme Schäden entstehen. Aber das ist nicht der Grund, warum Prof. Dr. Andreas Weiß von der Hochschule Coburg sich mit dem Thema beschäftigt. „Der Ansatz ist meist, bei Hochwasser auf das aktuelle Ereignis zu reagieren”, sagt Andreas Weiß. Es gibt technische Lösungen wie Rückhaltesysteme und viele organisatorische Lösungen der Vorsorge. Aber der Coburger Wissenschaftler will nicht nur das Problem bekämpfen. Sondern die Ursachen.

Prof. Dr. Andreas Weiß leitet das Wasserlabor der Hochschule Coburg. (Foto: Natalie Schalk / Hochschule Coburg) 

Prof. Dr. Andreas Weiß forscht und lehrt an der Fakultät Design der Hochschule Coburg unter anderem zu Siedlungswasserwirtschaft und zukunftsorientierter Stadtentwässerung. Mit seinem Team startet er in diesem Jahr ein Forschungsprojekt, das Kommunen künftig dabei helfen soll, die Ursachen von Hochwasser durch eine kluge Flächenplanung zu bekämpfen. Er freut sich sehr, dass sein Konzept für ein „Baukastensystem für eine wasserwirtschaftlich optimierte, klimaresiliente, multifunktionale Flächennutzung” (BauWaOpKliNu) für eine Förderung durch die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ausgewählt wurde.

Die Hochschule Coburg ist mit zwei Projekten vertreten: Nach UltraHip von Prof. Dr. Klaus Drese und Master-Student Jan Lützelberger nun auch mit BauWaOpKliNu. 150.000 Euro wurden beantragt, um das Projekt an der Hochschule voranzutreiben, hinzu kommen 130.000 für den Projektpartner TNL Umweltplanung aus Buttenheim. „Dieses Planungsbüro passt perfekt zu unserem Ansatz: Sie denken weitsichtig und hinterfragen bei der Umweltplanung wo nötig auch die Vorstellungen der Auftraggeberinnen und Auftraggeber”, sagt Herr Weiß. Um das Baukastensystem zu entwickeln, sollen gemeinsam mit TNL die Flächen verschiedener Kommunen der Region genau bewertet werden.

Das Besondere ist, dass es hier nicht um Hochwasserschutz in den Ortschaften geht, sondern die Einzugsgebiete analysiert werden: Wald, Wiese, Acker, Photovoltaik- oder Windparks. Denn wenn das Wasser in den Einzugsgebieten besser versickert, kommt nicht soviel auf die Ortschaften zu. Es ginge darum, zu ermitteln, wo Wasser nicht versickert, sondern wegfließt. Und warum. Wie wirken diese so genannten Abflüsse zusammen? Welche Fläche hat Potenzial, Wasser zurückzuhalten? Und wieviel? Was muss sich dafür ändern? Mit solchen Fragen werden sich die Forscher der Hochschule Coburg genau beschäftigen. Dafür wollen sie vor allem vorhandene Daten nutzen, beispielsweise aus Geoinformationssystemen und Geländemodellen der Kommunen und des Landes. 

Schwamm-Stadt und Schwamm-Land

Ähnlich wie beim gerade sehr beliebten Konzept von so genannten „Schwamm-Städten” ist auch auch der Forschungsansatz, Wasser nicht abzuleiten oder wegfließen zu lassen, sondern für trockene Perioden zu speichern. „Ziel der Wasserwirtschaft ist immer, das Wasser zu halten.” Aber ein viel größeres Potenzial als in den Städten sieht der Coburger Professor außerorts. Das Problem ist: Das betrifft auch mehr Flächen. Mehr Interessen. Deshalb sollen für das Baukastensystem Maßnahmenmodule zusammengestellt, kategorisiert und bewertet werden, die alle Nutzungsinteressen berücksichtigen: Kriterien wie Kosten für eine Maßnahme, die Auswirkungen auf den Naturhaushalt sowie Wechselwirkungen mit anderen Flächennutzungen und gesellschaftliche Akzeptanz können so berücksichtigt werden.

Das geplante Baukastensystem zur Flächennutzung soll deshalb vielseitige Ansatzpunkte aufzeigen. So wird es für Kommunen, aber z.B. auch für Flächeneigentümer und Zweckverbände leichter, wirksame Maßnahmen zu finden, um ihr direktes Umfeld widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels zu machen. 

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