Umsatz der Deutschen Holzindustrie stieg im 1. Halbjahr 2015 um 1,2%
(14.9.2015) Die deutsche Holzindustrie verzeichnete im 1. Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein leichtes Umsatzwachstum von 1,2% auf 16,6 Mrd. Euro (2014: 16,4 Mrd. Euro). Damit hat sich die Branchenkonjunktur markant verlangsamt, denn im Vergleichszeitraum 2014 stieg der Umsatz der Branche noch um 4,1%.
In fast allen Segmenten der Branche spielt die Bautätigkeit eine maßgebliche Rolle. Die meisten Unternehmen sind direkt oder indirekt von der Baukonjunktur abhängig, entweder weil sie ...
- Bauwerke errichten,
- Baumaterial liefern oder
- den fertiggestellten Wohnraum einrichten.
Daher hat es für die Holzindustrie einen spürbaren Effekt, dass die Bauaktivitäten sich aktuell abkühlen. Zwar gibt es teilweise noch Wachstum (Mehrfamilienhäuser +5,3% und Sanierung/ Modernisierung im Bestand +10,9%). Baugenehmigungen im Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern stagnierten jedoch in der Halbjahresbetrachtung: im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 stieg die Zahl nur geringfügig um 0,4% auf 49.513 - siehe auch Baulinks-Beitrag „2,6% mehr genehmigte Wohnungen im 1. Halbjahr 2015 reichen IVD und GdW nicht“ vom 23.8.2015.
Möbelhersteller deutlich im Plus
Erfreulich zeigen sich die guten Halbjahreszahlen der Möbelbranche: Die Erlöse der Möbelhersteller lagen im ersten Halbjahr mit einem Plus von 4,6% auf 8,5 Mrd. Euro spürbar über dem Niveau des Vorjahreszeitraums und über den Erwartungen der Industrie noch zu Jahresbeginn. Wachstumstreiber waren die niedrige Arbeitslosigkeit, steigende Einkommen und die (von niedrigen Zinsen beflügelte) hohe Bautätigkeit 2014, welche die Einrichtung des neuen Wohnraums im laufenden Jahr nach sich zog. Hinzu kam ein erfolgreiches Exportgeschäft.
By the way: Ebenfalls positiv entwickelten sich bei einem Halbjahresumsatz von zusammengerechnet ca. einer halben Milliarde Euro die Segmente Musikinstrumente mit plus 10,1% auf 167 Mio. Euro sowie Pinsel und Bürsten mit plus 1,6% auf 376 Mio. Euro.
Holzgewerbe incl. dem „baunahen Bereich“ im Minus
Neben Möbelindustrie und dem Bereich Musikinstrumente sowie Pinsel/Bürsten gibt es innerhalb der Holzindustrie eine dritte Säule, die im Holzgewerbe zusammengefasst wird. Der Umsatz im Holzgewerbe ging im ersten Halbjahr 2015 im Vorjahresvergleich um 2,5% auf 7,6 Mrd. Euro zurück. Die Einzelsegmente des Holzgewerbes entwickelten sich dabei im ersten Halbjahr 2015 unterschiedlich:
- Das größte Segment, die
Holzwerkstoffindustrie, verzeichnete einen signifikanten
Umsatzanstieg um 2,5% auf rund 2,5 Mrd. Euro. Hierbei blieb das
Inlandsgeschäft fast unverändert (minus 0,1%), während der
Auslandsumsatz mit plus 7,8% deutlich anstieg.
- Das zweitgrößte Segment, der sogenannte
„baunahe Bereich“, umfasst die Hersteller von Fertighäusern,
Fenstern, Türen, Treppen und anderen Bauelementen. Dieser Bereich war im
ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 3,6% rückläufig (knapp
2,3 Mrd. Euro). Der Rückgang betrifft ...
- allerdings nicht den Fertighausbaubereich sondern
- vielmehr die Fenster, Türen und Bauelemente.
Zu deren negativer Entwicklung hat der aggressive internationale Preisdruck beigetragen, der in Deutschland schon länger zu einem Importdruck bei Bauelementen (insbesondere eben Fenstern und Türen) führt und sich nun auch zunehmend auf das Exportgeschäft deutscher Bauelementhersteller auswirkt.
- Die Parkettindustrie entwickelte sich im ersten Halbjahr deutlich negativ. Die deutschen Betriebe mussten laut Statistischem Bundesamt einen Umsatzrückgang von 11,7% auf rund 135 Mio. Euro verkraften. Dieser ist auf die rückläufige Produktionsentwicklung im Inland und auf den steigenden Importdruck zurückzuführen. Dies zeigt deutlich eine interne Produktionserhebung des Verbandes der deutschen Parkettindustrie: danach reduzierte sich die in Deutschland produzierte Parkettmenge im ersten Halbjahr um 8,2% (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Bei diesen Negativentwicklungen ist allerdings relativierend zu berücksichtigen, dass einer der großen Hersteller seine Produktion in Deutschland vollständig geschlossen hat.
Bundesweiter Fertigbau-Anteil auf einen neuen Halbjahresrekordwert
Ein besonderes branchenpolitisches Gewicht innerhalb des baunahen Bereichs bildet der Fertigbau, der aktuell am sich abkühlenden Gesamtbaumarkt hohe Anteile hält und sich erfolgreich positioniert hat. Im ersten Halbjahr 2015 schnitt er mit einem Baugenehmigungsplus von 7% deutlich besser ab als der Gesamtbaumarkt, wo ein Anstieg um nur 0,4% registriert wurde. Insgesamt wurden von Januar bis Juni des laufenden Jahres 49.513 Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt, davon 8.158 in Fertigbauweise. Der bundesweite Anteil des Fertigbaus stieg damit auf einen neuen Halbjahresrekordwert von 16,5%. In einigen Regionen lag dieser Anteil sogar noch erheblich höher. Den höchsten Wert unter den Flächenländern erreichte Baden-Württemberg mit einem neuen Halbjahresrekord von 28,6%. Zuletzt wurde dort sogar mehr als jedes dritte Haus in Fertigbauweise erstellt (Monat Juni mit einem Anteil von 35,8%). Geholfen haben zudem die günstigen Rahmenbedingungen wie das noch immer niedrige Zinsniveau, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die niedrige Arbeitslosigkeit.
Sonstiges
Nach den vom Statistischen Bundesamt ausgewiesenen Daten hat sich die Nachfrage nach Holzverpackungen negativ entwickelt. Die offiziellen Werte – diese beziehen sich auf die Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten – weisen von Januar bis Juni 2015 einen Umsatzrückgang von 11,2% auf knapp 320 Mio. Euro aus. Das kleinere Segment der sonstigen Holzwaren (dies sind Holzveredelung sowie Kork-, Flecht- und Korbwaren) verzeichnete dagegen einen Umsatzanstieg um 10,0% auf rund 390 Mio. Euro.
Ausblick
Die Prognose für das zweite Halbjahr 2015 ist in Deutschland von durchaus positiven Vorzeichen beeinflusst. Die deutsche Wirtschaft entwickelt sich im internationalen Vergleich weiterhin gut, Zinsen und Arbeitslosigkeit sind niedrig, die Einkommenserwartung erreichte laut GfK im Juli und im August Rekordwerte. Beim Hauptverband der Deutschen Holzindustrie geht man jedoch davon aus, dass sich die Entwicklung deutlich verlangsamen wird. So zeigten sich Verbraucher und Unternehmer durch die zahlreichen Krisenherde rund um den Globus zunehmend verunsichert. Die Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung in Europa und in Deutschland gingen zurück.
Dies entspricht auch der Wahrnehmung der Unternehmen. Der aktuelle ifo Konjunkturtest lässt in den Betrieben der Holzindustrie erkennen, dass die aktuelle Geschäftslage zwar überaus positiv eingeschätzt wird. Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate hingegen liegen nur noch sehr knapp über null. Besonders bemerkenswert - und ein Indikator für eine bestenfalls verhalten positive Entwicklung ist, dass die Auslandsaufträge schon jetzt ausgesprochen negativ beurteilt werden.
Für das Gesamtjahr 2015 geht der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie deshalb von einem Umsatzwachstum von unter 1% für die gesamte Holzindustrie aus.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen:
- Neue Landesbauordnung in Rheinland-Pfalz erleichtert mehrgeschossiges Bauen mit Holz (9.8.2015)
- Baufritz meldet 25% Zuwachs bei seinen Mehrfamilienhäusern in Holzbauweise (12.7.2015)
- Holzbaubranche zeigt sich wirtschaftlich stabil (4.6.2015)
- Bundesrat verlangt, dass Bundesländer mehr für den Holzbau tun müssen (6.4.2015)
- Deutsche Holzindustrie wuchs 2014 um 2,9% (22.2.2015)
- Nachhaltiger (Holz)Einkauf ist Unternehmen immer wichtiger (Bauletter vom 12.9.2014)
siehe zudem:
- Holzbaustoffe, Holzhäuser, Möbel, Festbrennstoffheizungen und Innentüren sowie Holzschutz im Holz Magazin bei Baulinks