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GEPLANT + AUSGEFÜHRT-Preis 2020 entschieden

(19.4.2020) Die Gewinner der diesjährigen GEPLANT + AUSGEFÜHRT-Preise wurden bereits vor den Corona-Einschränkungen und der in diesem Zuge erfolgten Absage der Internationalen Handwerksmesse 2020 im Rahmen einer Jurysitzung aus insgesamt 150 Einreichungen ermittelt. Die Auszeichnung und Bekanntgabe der Siegerprojekte ist aufgrund des Renommees des Preises unter Architekten und Handwerkern ein wichtiges Ereignis für die Gewinner. Die Ausstellung mit Vor-Ort-Preisverleihung und Jurylaudatio auf der Messe musste bekannterweise entfallen, soll aber im Rahmen der ersten Station der GEPLANT + AUSGEFÜHRT-Wanderausstellung nachgeholt werden

Erster Preis: Das Feuerwehrzentrum in Köln-Kalk


Feuerwehrzentrum Köln-Kalk (Foto © Roland Halbe) Bild vergrößern
   

Knoche Architekten BDA konzipierte das Feuerwehrzentrum als kraftvolles und markantes Gebäudeensemble um einen Betriebshof und wurde damit gleichermaßen städtebaulichen Zielvorstellungen und funktionalen Erfordernissen gerecht (siehe Bild rechts und Google-Maps).

Durchgeführt von der Schrag Fassaden GmbH aus Chemnitz sowie der Franzen Ingenieur und Montagebau GmbH aus Kottenheim, bildet der fünfgeschossige Hauptbaukörper der Berufsfeuerwehr den baulichen Schwerpunkt. Von diesem aus verläuft die durchgängige Gebäudekontur über alle weiteren Bauteile und findet im Schlauchturm ihren Abschluss.

Ziel der Planung war unter anderem der gestalterische Zusammenhalt des Ensembles mittels einer durchgängig angeordneten Fassadenstruktur. Wenige, aber robuste Materialien prägen dabei die Architektur: Die Metallfassaden sind aus verzinkten Stahlblechtafeln und stehen für technische Funktionalität. Das gewählte Material spiegelt technische Solidität und Beständigkeit wider – und damit die Werte und das Selbstverständnis einer Berufsfeuerwehr.

Zweiter Preis: Dachaufstockung R11_Maxvorstadt

Geplant von Pool Leber Architekten verfolgte die Dachaufstockung in der Münchner Maxvorstadt neben der Erweiterung der Innenräume das Ziel großzügiger Außenräume und Terrassen mit Ausblick in alle Himmelsrichtungen. Der Bestand aus den 1980er Jahren hatte in seinen Fundamenten wenig Reserven, so dass für zweieinhalb Neubau-Geschosse ein Stahlbeton-Terrassengeschoss abgerissen werden musste. Eine Erweiterung als Holzmassivbau mit hinterlüfteter Stahlfassade und Sichtbeton-Brandwänden löste schließlich die Gewichtsproblematik.

Dachaufstockung R11_Maxvorstadt (Foto © Brigida González) 

Im Wohngeschoss durchfließt in der Horizontalen der Innenraum den Außenraum, Verbindungen zwischen Wohnen, Küche und Schlafbereichen sind geschaffen. Die Galerie geht vom Westen bis in den Osten und erlaubt über Geschosse und Raumfolgen hinweg eine Zirkulation in der Vertikalen. Die matte Stahlfassade schließt an die Farbigkeit des Bestandes an. Im Innenraum setzen naturbelassene Materialien wie Holz, Beton, Jura und Stahl das fließende Farb- und Raumkonzept fort.

Realisiert wurde die Dachaufstockung von der Zimmerei Frank (München), der Dachdeckerei Erwin Miller (Krailling), der Markus Lembcke Spenglerei (München) sowie durch Küchenkonzepte Humpel (Feldkirchen-Westerham).

Dritter Preis: Bischofsgrablege Sülchenkirche Rottenburg am Neckar

Unter der Planung des österreichischen Architekturbüros Cukrowicz Nachbaur Architekten führten die Lehm Ton Erde Baukunst GmbH (Schlins, Österreich), die Schlosserei Götz GmbH (Reutlingen), die Lenz Steinmetz GmbH (Alberschwende, Österreich) sowie der Steinmetz und Bildhauermeister Harald Straub (Rottenburg a.N.) Arbeiten an der von 1447 bis 1454 gebauten Sülchenkirche durch und errichteten unter dem Kirchenschiff eine mystisch anmutende Bischofsgrablege. Hintergrund des Projekts sind Grabungen, bei denen die Fundamente einer vorromanischen Vorgängerkirche aus dem 9. Jahrhundert mit einem Dreiapsidenchor entdeckt wurden.

Bischofsgrablege Sülchenkirche Rottenburg a. Neckar (Foto © Adolf Bereuter) 

Der Entwurf der Bischofsgrablege schließt an den Bestand an und übernimmt die axialsymmetrische Grundstruktur des spätgotischen Kirchenbaus. Der durch Grabungen entstandene Freiraum wird mit einem monolithischen Körper besetzt und bildet das neue Fundament für das bestehende Kirchenschiff. Die neuen Räume bleiben als Negativformen aus dem monolithischen Gebilde ausgespart. Eine spezielle Treppenanlage verbindet Oberkirche und Unterkirche, wobei der Konzentrationspunkt der Anlage der Andachtsraum mit großer Raumhöhe ist, dessen seitlichen Raumabschluss die Grablege bildet.

Der Zugang zum Archäologiebereich liegt auf Höhe des Zwischenpodestes. Zwei Nischen im Baukörpermonolith ermöglichen hier die Präsentation von kleinformatigen Einzelobjekten. Der gesamte Entwurf beinhaltet ein komplexes System als Kombination aus verschiedensten Verhältniszahlen, Proportionen und Symbolen. Eine weitere Besonderheit ist die Herausbildung der Raumschalen: Diese erfolgte in Stampflehmbauweise mit der durch die Grabungen geborgenen, bis zu 1500 Jahre alten Friedhofserde.

Der DHZ-Publikumspreis 2020

Der Publikumspreis der Deutschen Handwerks Zeitung geht 2020 an die PURE GRUPPE Architektengesellschaft mbH aus Regensburg in Zusammenarbeit mit Laubmeier Innenausbau aus Geigant. In der gemeinsam umgesetzten Sushi-Bar „Aska“ wird bei nur 12 Sitzplätzen feinstes Edomae-Sushi über den Dächern der Regensburger Altstadt verköstigt.

Sushi-Bar ASKA (Foto © Herbert Stolz) 

Das tiefschwarze Interieur der Bar greift das Bild einer verwitterten, verlassenen Fischerhütte in rauer Natur auf: Das Holz des Interieurs wurde dafür in Anlehnung an verwittertes Holz geflammt, mit einer speziellen Technik abriebfest verkohlt und verkörpert so den Namen „Aska“ - schwedisch für Asche. Weiteres Highlight: Der Gast tritt durch ein welliges, raumteilendes Metallgewebe, das die Optik eines alten Fischernetzes assoziiert, in den Gastraum. Der lange Tresen ist wie ein überdimensionaler Fisch gestaltet und aufwändig mit mehr als 2400 handgearbeiteten, schwarzen Lederschuppen belegt.

Unterstützt wird GEPLANT + AUSGEFÜHRT vom Zentralverband des Deutschen Handwerks, dem Bayerischen Handwerkstag, dem Bund Deutscher Innenarchitekten, der Bayerischen Architektenkammer, der Handwerkskammer für München und Oberbayern, der Initiative Architektur, aut. architektur und tirol und der Kammer der Architekten Bozen.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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