Westag-Schalhaut sorgt für sichere, weil rutschhemmende Fluchtwege einer Schule
(21.2.2023) Gekrümmte Wände mit unterschiedlichen Radien, ein über vier Etagen reichendes Atrium sowie 1,4 Kilometer Fluchtbalkone kennzeichnen den Gymnasium-Neubau in der Gemeinde Kirchheim bei München (siehe Google-Maps). Eine Vierfachsporthalle ergänzt das anspruchsvolle, im Osten der bayerischen Landeshauptstadt befindliche Bauvorhaben. Für die Planung der Leistungsphasen 2 - 8 zeichnete das Berliner Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner verantwortlich. Den Rohbau des Schulgebäudes erstellte die Porr GmbH & Co. KGaA, Hochbau Süd, München. Bauherr ist der Zweckverband Staatliche weiterführende Schulen im Osten des Landkreises München.
Gegründet sind die nicht-unterkellerten Bereiche des Zweckbaus auf Streifen- und Einzelfundamenten, sowie einer elastisch gebetteten Bodenplatte. Die abgesenkte Technikzentrale ist eine Flachgründung aus WU-Beton. Das quadratische Gebäude misst 70,50 x 70,50 m, seine Bruttogrundfläche beträgt ca. 21.000 m². 13.600 m³ Transportbeton und 1.900 t Betonstahl waren erforderlich.
Schulgebäude als Pfosten-Riegel Konstruktion
Die Fassade wurde als Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgeführt - mit hinterlüfteten Faserzementelementen vor den Betonwänden. Alle tragenden bzw. aussteifenden Innenwände sowie die Geschossdecken bestehen aus Stahlbeton, die Treppenhauswände in Sichtbeton SB2.
Im Erdgeschoss befinden sich Foyer, Aula mit Bühne, Cafeteria, Musik- und Kunsträume sowie ein Teil des zweigeschossigen Lehrerzimmers. Im Zwischengeschoss (zwischen EG und 1.OG) befinden sich die Verwaltungsräume und der weitere Teil des Lehrerzimmers sowie die Zentrallager.
Das erste Obergeschoss wird die Lehrgebiete Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik als einen zusammenhängenden und eigenständigen Bereich sowie die Bibliothek beherbergen. Darüber befinden sich auf drei Ebenen die flexibel zu Clustern zusammenschaltbaren Klassenräume.
Die Kubatur des Gymnasiums erforderte sichere Fluchtwege für mehr als 1.400 Menschen, die das Gebäude später nutzen werden. Fluchtbalkone sollen dies auf allen Etagen sicherstellen.
Für die 320 Laubengangelemente (durchschnittliche Länge 4,40 m zu ca. 4 t, Betongüte C30/37) erstellte die Sager Fertigteile GmbH ca. 30 Schalungen. Vorgelagerte CAD-Schalungskonstruktion, CNC-Zuschnitt in Verbindung mit erfahrenen Fachkräften in der Schalungsmontage waren die optimale Voraussetzung für maßgenaue Formen. Toleranzen im Fertigteilquerschnitt waren zu vermeiden. Auch in der Fertigteilproduktion war Präzision beim Umbau der Formen gefragt. Durch die hohe Positionsvielfalt (320 Fertigteile - 66 unterschiedliche Positionen) war der Aufwand entsprechend groß.
Je nach Baufortschritt lieferte man die Elemente just in time zur bayerischen Baustelle. Die Fluchtbalkone mit thermischer Trennung zum Gebäude wurden oberflächenfertig mit Gefälle zu den Entwässerungsrinnen an der Außenkante ausgeführt.
Spezielle Schalhaut war erforderlich
Damit die Oberfläche der Fluchtbalkone rutschhemmend und im Falle eines Falles sicher zu betreten ist, bedurfte es einer speziellen Schalhaut, mit der sich eine solche angeraute Oberfläche erzielen lässt. Durch die Architekten wurde die Anforderung an Rutschhemmung auf der Lauffläche der Fertigteile vorgegeben, welche gemäß Leistungsverzeichnis mit einer Betosieb-Platte erreicht werden sollte.
Michael Hörmann, Fachberater der Westag AG, beriet das Unternehmen Sager Fertigteile und erklärt: „Die Anforderungen an rutschhemmende Platten sind hoch. Unsere Produkte Structal, Mobilplex und Betosieb wurden von einem externen Versuchsinstitut gemäß DIN 51130 ausgiebig geprüft. Weil sie die Anforderungen in der Rutschfestigkeitsklasse R11 bis R13 erfüllen, erhielten sie das Prüfzertifikat. Für das Gymnasiumprojekt war unsere Structal R11 die richtige Wahl.“
Das Datenblatt beschreibt die Schalungsplatte Structal R11 als Spezialholzwerkstoffträger mit einseitig rutschhemmender Oberfläche, Melaminbeschichtung sowie 450g/m² Filmbeschichtung und glatter Rückseite. Die Maße der Platte beträgt 5.150 x 1.950 x 21 mm.
Structal bis zu 16 Mal im Einsatz
Laut Thomas Sager, Geschäftsführer der Sager Fertigteile GmbH, zeigte die Schalhaut wenig Verschleiß und die mit Structal gebauten Formen konnten bis zu 16 Mal verwendet werden. Neben den Balkonelementen produzierte das Beton-Fertigteilunternehmen für den Schulneubau auch 67 Fertigteiltreppen, wobei diese unter Verwendung der Westag-Schalhaut Phenox geschalt und erstellt wurden.
Tieflader transportierten die Fluchtbalkone just in time auf die Baustelle, wo sie etagenweise per Kran auf ein längs des Schulgebäudes installiertes Gerüst gehoben wurden. Nachdem die Eisenflechter die Betonstahlarmierung der jeweiligen Geschossdecken vorbereitet und die Anschlüsse zu den außenliegenden Balkonabschnitten hergestellt hatten, erfolgte die Deckenbetonage, mit der die Isokörbe dann mit der jeweiligen Geschossdecke verbunden wurden. Die Anordnung der Balkone richtete sich nach dem Stützenraster des Gebäudes. Bei einem Baustellenrundgang zeigte sich Polier Peter Ludwig zufrieden mit der Qualität, Oberflächenstruktur und Optik der Fluchtbalkone.
Weitere Informationen zur Schalungsplatte Structal R11 können per E-Mail an Westag angefordert werden.
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siehe zudem:
- Betonbau im Rohbau-Magazin bei BAULINKS.de
- Literatur / Bücher über Betonbau und Rohbau bei Baubuch / Amazon.de