Braungart EPEA und Classen Group starten breite Allianz für PVC-Alternativen
(14.8.2023) „PVC ist kein Material der Zukunft und die PVC-Produktion und -Verwendung sollte lieber gestern als heute eingestellt werden”. Mit diesem klaren Befund leitet Cradle-To-Cradle Pionier Prof. Dr. Michael Braungart seinen Zwischenbericht zur Zusammenarbeit der Braungart EPEA – Internationale Umweltforschung GmbH – und der Classen Gruppe ein. Vor dem Hintergrund des nahenden PVC-Verbots im Rahmen des Green Deals und der REACH Verordnung der Europäischen Union rücken Materialien, Produkte und Prozesse in den Fokus, die für die Kreislaufwirtschaft geeignet und weder für Mensch noch Umwelt schädlich sind.
Der von der Classen Gruppe entwickelte PVC-freie Werkstoff Ceramin (siehe Baulinks-Beitrag vom 7.7.2022) ist schadstofffrei und recycelfähig. Nach Einschätzung von Braungart ist er damit von herausragendem Interesse für die gesamte Bodenbelagsbranche, die bis dato die Baubranche und den Markt in weiten Teilen immer noch mit PVC in Design- und Vinylböden in großem Stil beliefert. Im Rahmen einer breiten Allianz, zu der künftig weitere Unternehmen gehören werden, die ebenfalls kein PVC mehr verwenden möchten, soll vor allem Polypropylen (PP) als gleichwertige, vor allem aber wohngesunde Alternative zu PVC weiter etabliert werden. Die bereits angestoßene Cradle-To-Cradle Zertifizierung von Ceramin ist dabei ein erster Schritt.
Cradle-To-Cradle – durchgängiger und konsequenter Materialkreislauf
Prof. Dr. Michael Braungart wurde erst im vergangenen Herbst mit dem Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises ausgezeichnet und gilt seit langem als Vordenker in Sachen Öko-Design, Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft. Mit seiner vor mehr als 30 Jahren gegründeten Environmental Protection Encouragement Agency (EPEA) hat er gemeinsam mit William McDonough das Cradle-To-Cradle-Konzept begründet. Das Konzept beinhaltet eine durchgängige und konsequente Kreislaufführung. Es beschreibt die sichere und grundsätzlich unendliche Zirkulation von Materialien und Nährstoffen in Kreisläufen. Was für die Biosphäre die biologische Zersetzung der einzelnen Produktkomponenten bedeutet, die der Natur zugeführt werden – wie etwa bei der vollständigen Kompostierung – bedeutet für die Industrie und Technosphäre das vollständige Recycling zu neuen Produkten. Dadurch sollen Produkte und Produktionsprozesse nicht nur weniger schädlich für Mensch und Natur sein, sondern eine positive Wirkung entfalten.
Problemwerkstoff PVC – Verbot in Innenräumen wird aktuell diskutiert
Bereits seit langem treibt Braungart die Sorge um schädliches PVC um. In einem vorläufigen Zwischenfazit zur Zusammenarbeit mit der Classen Gruppe verweist er auf alle durchaus bereits bekannten Fakten zur Toxizität für Mensch und Umwelt bei der Herstellung, Verwendung und Entsorgung sowie den enormen Energie- und Ressourcenverbrauch und das nahezu unmögliche Recycling von PVC. Auf EU-Ebene wird spätestens seit Veröffentlichung der Ramboll-Studie im Jahr 2022 ein Verbot von PVC in Innenräumen diskutiert.
Nicht nur aus diesem Grund ist die Suche nach Alternativen, die nicht nur schadstofffrei, sondern auch komplett recyclingfähig sind, in vollem Gang. Besonders betroffen ist davon die Bodenbelagsbranche. Allein für Europa wurden 2022 ca. 190 Mio. m² PVC-haltige Vinylböden produziert. Das entspricht etwa 32.000 Fußballfeldern – Jahr für Jahr. Etwa die Hälfte der rund 1,2 Mio. Tonnen Material stammt aus China. Material, dessen spätere Entsorgung eine Vielzahl von umwelt- und gesundheitsschädlichen Risiken birgt. Das dokumentiert die Dringlichkeit alternative Materialien zu etablieren.
Aus diesem Grund forciert Braungart die Zusammenarbeit mit der Classen Gruppe, die mit dem Werkstoff Ceramin auf Polypropylen-Basis alle Voraussetzungen erfüllt, um eine geeignete Alternative zu schädlichen PVC-Boden- und Wandbelägen zu etablieren. Nicht nur hinsichtlich der Materialeigenschaften wie Robustheit, Nässeresistenz, Designvielfalt und einfache Verarbeitung ist sind Produkte aus Ceramin mindestens gleichwertig, sie sind allerdings im Unterschied zu PVC komplett gesundheits- und umweltverträglich, recyclingfähig und bestehen schon bei der Produktion zu einem hohen Grad aus PP-Rezyklaten. Aus diesem Grund haben die Produkte auch einen weitaus kleineren CO₂-Fußabdruck und senken den Energieverbrauch durch das Verwenden der Rezyklate in der Produktion um ein Vielfaches.
Breite Allianz gegen die Verwendung von PVC
Ziel der strategischen Zusammenarbeit ist aus Sicht der Beteiligten aber nicht nur die Etablierung von wohngesunden Ceramin Belägen in der Bau- und Bodenbelagsbranche. Hierfür wird die Classen Gruppe die Vernetzung mit weiteren Marktpartnern auch mit Unterstützung von Braungart EPEA vorantreiben. Darüber hinaus soll eine breite Allianz geschmiedet werden, der sich weitere Unternehmen anschließen sollen, die sich bewusst gegen den Einsatz von PVC-Anwendungen entschieden haben oder entscheiden. Braungart fordert, „dass ein Umdenken bezüglich des Einsatzes von PVC notwendig ist. Die Problematiken müssen kommuniziert und Erkenntnisse multipliziert werden. Innovative Lösungen und Alternativen, wie die Produkte von Classen, stellen dabei eine wichtige Bezugsgröße dar.” Seiner Überzeugung zufolge bedarf es hierzu „eines Zusammenschlusses aus Akteuren, die gewillt sind, PVC aus ihren Produkten, Dienstleistungen und Prozessen zu verbannen.” Dabei stehen vor allem Unternehmen aus der Baubranche, der Elektronikbranche und dem Verpackungsbereich im Fokus.
Weitere Informationen können per E-Mail an Classen Gruppe angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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siehe zudem: