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Fremderwärmung von kaltem Trinkwasser gefährdet Hygiene. Viega empfiehlt Abkühlstrecken.

(10.4.2017; ISH-Bericht) Bei der Planung von Trinkwasser-Installationen lag der Fokus bisher vor allem auf Verteilleitungen für Trinkwasser warm (PWH). Aktuelle Untersuchungen von Viega sehen aber auch zunehmende Risiken durch die Fremderwärmung für Trinkwasser kalt (PWC). Wirkungsvoll verhindern lässt sich dies durch eine hygienebewusste Leitungsführung. In abgehängten Decken mit hohen Wärmelasten ist beispielsweise ein automatisches Spülsystem einzuplanen. In Trockenbauwänden empfiehlt Viega Abkühlstrecken zwischen zirkulierenden PWH-Leitungen und den Entnahmearmaturen vorzusehen.

Risiko: Durch die dauerhaft über die PWH-Zirkulation durchströmte Wandscheibe erwärmt sich die Entnahmearmatur, und es kommt im Kaltwasser-Bereich zu hygienekritischen Temperaturen. (Foto © Viega)

Die Fremderwärmung von Trinkwasser kalt in Trinkwasser-Installationen liegt in modernen Bautechniken begründet: In abgehängten Decken beispielsweise lassen sich weitläufige Verteilsysteme leicht horizontal installieren. Durch vielfältige wärmeführende Medienleitungen oder auch Einbauleuchten werden dabei jedoch hohe Wärmelasten in die Hohlräume eingebracht. Diese Wärme geht dann - wenn auch durch die vorgeschriebenen Dämmschichtdicken der Rohrleitungen verzögert - auf das Trinkwasser über.

In Trockenbauwänden sind davon insbesondere die Anschlussleitungen von Entnahmearmaturen betroffen, die warmwasserseitig in den Zirkulationskreis (PWH-C) einbezogen wurden. Während der üblichen Stagnationszeiten führt das in den Rohrleitungen für Trinkwasser kalt zu einem hygienekritischen Temperaturanstieg.

Untersuchungen von Viega haben u.a. diesen hygienekritischen Temperaturanstieg auf 25°C in Kaltwasser führenden Leitungen nach nur gut zwei Stunden Dauer nachgewiesen.

Aber auch in den Entnahmearmaturen selbst werden dadurch hygienische Risiken für die Trinkwassergüte generiert. Die kontinuierlich mit ca. 60°C durchströmte Doppelwandscheibe erzeugt dann über die Armatur einen massiven Wärmeübertrag auf die „stehende“ Kaltwasser-Seite. So entstehen dort nach kurzen Stagnationszeiten schnell kritische Temperaturen von mehr als 30 °C - siehe dazu auch den Nachbarbeitrag „2 neue Montageblöcke zur Vermeidung einer kritischen Wärmeübertragung aufs Kaltwasser“.

Dämmen und Spülen

Um die Hygienerisiken durch Wärmeübergang in Schachtinstallationen zu vermeiden, genügen bei bestimmungsgemäßem Betrieb in aller Regel gemäß DIN 1988-200 gedämmte Rohrleitungen. Das bestätigen entsprechende Berechnungen nach der Finite Elemente Methode (FEM). In abgehängten Decken mit hohen Wärmelasten ist allerdings eine verlässliche Temperaturhaltung nur durch einen gesicherten Wasseraustausch beispielsweise über ein Spülsystem sicherzustellen - siehe u.a. Nachbarbeitrag „Neue Generation von Viega-Spülstationen mit zwei Wasserstrecken und Web-Interface“ vom 10.4.2017.

Keine Doppelwandscheiben in PWH-Zirkulation

Um den hygienekritischen Wärmeübergang an den Entnahmearmaturen in Trinkwasser-Installationen auszuschließen, sollten diese warmwasserseitig generell nicht über eine Doppelwandscheibe in den Zirkulationskreis eingebunden werden - so die Empfehlung von Viega. Stattdessen sei eine hinreichend lange Abkühlstrecke von 10xDN mit Wärmestrom von oben nach unten vorzusehen. In Trockenbauwänden kann es für den Erhalt der Trinkwassergüte sinnvoll sein, bereits aus der abgehängten Decke kommend die Armatur ohne Zirkulation anzuschließen:

Dadurch ergeben sich zwar Anschlussleitungen von 2 bis 3 m Länge und Ausstoßzeiten von wenigen Sekunden, aber es werden keine unnötigen Wärmelasten in die für den Schallschutz mit Mineralwolle ausgestopften Wände getragen. Bei parallel verlegten Anschlussleitungen zu PWC kommt es andernfalls schnell zu kritischen Erwärmungen > 25°C.

Ein erhöhtes hygienisches Risiko durch Stagnation gegenüber den Mindestlängen der Abkühlstrecke sei laut Viega nicht zu erwarten.

Dämmung beachten

Vom Grundsatz her vergleichbar stellt sich die Auslegung von Trinkwasser-Installationen in Sportstätten oder den Sozialräumen eines Gewerbebetriebes mit typischen Reihenanlagen dar, auch wenn hier eine in die Zirkulation PWH-C eingebundene Warmwasserleitung in der Vorwand geführt wird:

Bei fachgerechter Dämmung gilt diese Rohrleitung hygienisch als unkritisch, weil der Hohlraum in der Vorwand nur geringfügig erwärmt wird. Es findet also kein nennenswerter Wärmeübergang auf die Rohrleitungen für Trinkwasser kalt statt.

Doppelwandscheiben in Wohnungen

Doppelwandscheiben zum Schutz vor Stagnation können wie gewohnt in Reihen- oder Ringleitungen PWH eingesetzt werden, die nicht in den Zirkulationskreis PWH-C einbezogen sind. Dazu zählt beispielsweise eine typische Etageninstallation - auch mit dezentraler Trinkwassererwärmung oder Versorgung über Wohnungswasserzähler:

In beiden Fällen ist ein PWH-System mit Zirkulation ohnehin nicht möglich beziehungsweise nicht sinnvoll, so dass auch keine Risiken für die Erwärmung der Rohrleitungen für PWC bestehen. Außerdem fallen diese Installationen unter die 3-Liter-Regel mit hygienisch als unkritisch zu betrachtenden Wasservolumina.

Weitere Informationen zur Trinkwasserinstallation mit Abkühlstrecken können per E-Mail an Viega angefordert werden.

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