Goldene Robe für das Grand Théâtre des Cordeliers
(21.10.2014) Im Südwesten Frankreichs, 80 Kilometer nordöstlich von Toulouse
liegt die rund 50.000 Einwohner zählende Stadt Albi - wegen ihrer charakteristischen Backsteinbauten auch „rote Stadt“
genannt. 2010 nahm die UNESCO das Bischofsviertel im Herzen des
historischen Stadtzentrums mit der festungsartigen Kathedrale
Sainte-
alle Fotos: GKD/Vincent Boutin
Jetzt ist die malerische Altstadt um eine Attraktion reicher: Als Teil einer umfangreichen Stadterneuerung baute der französische Architekt Dominique Perrault am Rande des historischen Stadtzentrums ein vernetztes Kultur- und Kongresszentrum mit dem „Grand Théâtre des Cordeliers“ (siehe Google-Maps).
Außer einem Theater mit 900 Sitzplätzen und einer so genannten Experimentierhalle mit weiteren 250 Plätzen beherbergt das Ensemble auf insgesamt 30.000 m² Brutto-Grundfläche acht Kinosäle, Tiefgarage, Gastronomie, Verwaltungs- und Kongressräume.
Dominierendes Element dieser Anlage ist das Grand Théâtre, dessen dreidimensionale, konkav geformte Hülle aus goldfarben eloxiertem Aluminiumgewebe dem orthogonalen Baukörper seine puristische Strenge nimmt und optische Leichtigkeit verleiht:
- Tagsüber umschlingt die semitransparente goldene Haut wie ein vom Wind aufgeblähtes Sonnensegel den kompakten, schnörkellosen Bau.
- Nachts verleiht sie dem von innen beleuchteten Gebäude einen mystischen Auftritt.
Möglich wurde die spektakuläre Konstruktion der gewebten Membran durch eine spezielle Version des Spiralgewebes Escale von GKD – Gebr. Kufferath AG.
Um die von Perrault für das Theater in Albi vorgegebenen gegenläufigen Krümmungen und unterschiedlichen Höhen der Gewebehülle umsetzen zu können, entwickelte GKD eine Sonderanfertigung des Spiralgewebes vom Typ Escale mit einer Teilung von 150 x 20 mm. Dabei war wohl die Fertigung und Montage jeder Spirale in individueller Länge bei insgesamt 4.835 Spiralen produktionstechnisch herausfordernd. Aus insgesamt 36 Paneelen à 10,5o x 7,30 m - keine davon mit einem rechten Winkel - formte GKD den 4.800 m² großen, dreidimensional gekrümmten Schleier. Auch der Goldton des eloxierten Aluminiumgewebes wurde nach dezidierter Vorgabe von Perrault speziell an die Farbigkeit der Steinfassaden in der historischen Altstadt von Albi angepasst. Eine weitere Herausforderung für GKD war die bogenförmige und zugleich konkave Kantengestaltung der gewebten Hülle. Mit zusätzlichen seitlichen Abspannungen wurden hierfür die angeschrägten Längsseiten und Unterkanten an der Unterkonstruktion fixiert. Für diese Spezialbefestigung wurden eigens besondere Edelstahlseile in das Gewebe eingezogen.
Neben der außergewöhnlichen Optik kann die semitransparente, gebäudeumspannende Verkleidung den solaren Eintrag reduzieren und zu einem positiven Raumklima beitragen. Dennoch gewährt das Gewebe dank der offenen Fläche von 37% eine vergleichsweise hohe Tageslichtausbeute. Darüberhinaus dient die Konstruktion im oftmals rauen Klima der Midi-Pyrénées dem Schutz vor Regen und Wind.
Weitere Informationen zu Gewebefassaden können per E-Mail an GKD angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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siehe zudem:
- Textilfassade, Leichtbau und Fassadenbekleidung im Fassaden Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Fassadenbekleidung bei Baubuch / Amazon.de