Zertifizierungs-Wahnsinn im Holz- und Trockenbau?
(6.3.2016; upgedatet am 1.5.2016) Zimmereibetriebe und Holzbauunternehmen sind verpflichtet, nur zertifiziertes Holz zu verwenden - und dieses auch nachzuweisen -, wenn sie Aufträge des Bundes übernehmen wollen. Dagegen ist im Interesse des nachhaltigen Bauens zunächst nichts einzuwenden. Nun aber will das Bundesumbauministerium noch einen daraufsetzen - beklagt ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa: Demnach sollen auch alle Unternehmen zertifiziert sein, die Holz einbauen. Dazu zählen nicht nur Zimmereibetriebe, sondern u.a. auch Trocken- und Schlüsselfertigbauer.
„Chain of Custody“ (CoC): Produktkettennachweis
Der entsprechende BMUB-Erlass tritt nach aktuellem Stand bereits zum 1. Juli 2016 in Kraft. Einige Bundesländer haben die Übernahme bereits angekündigt, so dass die Regelung dann flächendeckend bei öffentlichen Aufträgen gilt.
„Es ist zwar richtig und wichtig, Nachhaltigkeitskriterien auch in der Bauwirtschaft zu berücksichtigen. Das machen unsere Betriebe schon lange. Immerhin findet die Kreislaufwirtschaft am Bau in großem Maße statt. Was aber jetzt mit der so genannten ,Chain of Custody‘ geplant ist, übersteigt jegliches Maß,“ empört sich Pakleppa und ergänzt: „Leider ist es so, dass es bis jetzt überhaupt keine Zertifizierungsmöglichkeit gibt. Diese muss erst aufgebaut werden. Schließlich geht es um rund 50.000 Betriebe, die von dieser Neuregelung betroffen sind.“
Der ZDB fordert deshalb die Bundesumwelt- und Bauministerin auf, den Erlass zurückzunehmen: „Tut sie das nicht, zwingt sie die Branche dazu, weiter Bürokratie im Sinne eines Zertifizierungssystems aufzubauen, was zwangsläufig die Baukosten erhöhen wird. Angesichts der zu bewältigenden Bauaufgaben besonders im Wohnungsbau ist dieses Verhalten kontraproduktiv. Unseres Erachtens reicht es völlig aus, wenn nachgewiesen wird, dass ausschließlich Holz aus nachhaltiger Produktion verwendet wird.“
Update vom 1.5.2016: Umstrittener Holzerlass wird ausgesetzt
Das Bundesbauministerium hat in einem Schreiben vom 22. April 2016 an das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und die Bauverwaltungen der Länder mitgeteilt, dass der umstrittene Erlass vom 8. Dezember 2015 zur Zertifizierungspflicht bei Holzimporten bis zum letzten Nachunternehmer („Chain of Custody“- oder CoC-Zertifizierung) bis auf weiteres ausgesetzt wird - siehe auch Beitrag dazu vom 1.5.2016.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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siehe zudem:
- Holzbaustoffe auf Baulinks
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