BBSR-Analyse: Großstädte unter Wachstumsdruck
(23.7.2017) Zwischen 2010 und 2015 sind die 78 Großstädte in Deutschland um mehr als 1,2 Mio. Einwohner bzw. um 4,9% gewachsen. Allein die sieben größten Städte gewannen innerhalb von fünf Jahren mehr als 600.000 neue Einwohner - das entspricht einem Plus von 6,6%. Eine aktuelle Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) nimmt die Bevölkerungsentwicklung der Großstädte seit Beginn der 1990er Jahre unter die Lupe und widmet sich den Herausforderungen, die das Wachstum für die Stadtplanung mit sich bringt.
Binnenwanderungssaldo in einigen Metropolen rückläufig
Die BBSR-Analyse zeigt: Die Zeichen stehen in den Großstädten erst seit der Jahrtausendwende auf Wachstum. Noch in den 1990er Jahren hatten viele Großstädte mit Bevölkerungsverlusten zu kämpfen - nicht nur in Ostdeutschland. Nur wenige sind in den letzten 30 Jahren dauerhaft gewachsen. Dennoch hat der Wachstumsschub im vergangenen Jahrzehnt frühere Verluste längst kompensiert, und die Siedlungsdichte hat zugenommen. Zwei Trends überlagern sich derzeit:
- Während die Zuwanderungszahlen aus dem Ausland gestiegen sind,
- geht die Binnenwanderungsbilanz in den Großstädten zurück.
Grafik © Seite 3 der Analyse „Wachstumsdruck in deutschen Großstädten“ |
Einige Großstädte verlieren mehr Einwohner an andere Gemeinden als von dort zuziehen. Von einer negativen Binnenwanderungsbilanz ist u.a. die Stadt München betroffen: „Dort treffen die höchste Siedlungsdichte und die geringsten Flächenpotenziale mit einem starken Bevölkerungswachstum zusammen“, sagt BBSR-Expertin Brigitte Adam. Für viele Wohnungssuchende bleiben deshalb oft nur zwei Möglichkeiten:
- Entweder sie reduzieren die Wohnfläche oder
- suchen sich eine Bleibe im Umland.
Auch in anderen Metropolen wie Hamburg, Köln und Frankfurt ist der Binnenwanderungssaldo zuletzt zurückgegangen. „Viele wollen nach wie vor in der Großstadt wohnen, weichen aber ins Umland aus und nehmen dafür mitunter lange Pendelwege in Kauf“, erläutert Adam.
Grafik © Seite 4 der Analyse „Wachstumsdruck in deutschen Großstädten“ |
Nachfragedruck inzwischen auch in Nachbarquartieren
Der hohe Nachfragedruck lastet der Studie zufolge in den Metropolen längst nicht mehr nur auf den lange Zeit schon besonders attraktiven, meist innenstadtnahen Stadtteilen, sondern weitet sich zunehmend auch auf deren Nachbarquartiere aus. Dort leben oft weniger zahlungskräftige Bevölkerungsgruppen. „Diese Gruppen geraten besonders in Bedrängnis, obwohl gerade sie auf kurze Wege und gute ÖPNV-Erreichbarkeiten angewiesen sind“, sagt Adam. „Die soziale Balance in den Städten durch die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums zu erhalten, bleibt noch für lange Zeit eine zentrale Aufgabe der Städte.“
Die Analyse „Wachstumsdruck in deutschen Großstädten“ ist in der Reihe „BBSR-Analysen KOMPAKT“ erschienen. Interessierte können sie per E-Mail an BBSR anfordern oder über die Seite bbsr.bund.de > Veröffentlichungen > BBSR-Analysen KOMPAKT downloaden (direkter PDF-Download).
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Studie: „Bürger gehen, Ausgaben bleiben: Schrumpfende Städte leiden doppelt“ (23.4.2018)
- Smart City-Aktivitäten des Bundes (4.4.2018)
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- GdW und Bundesstiftung Baukultur: Deutschland braucht neue Wohnungspolitik und Ankerstädte (19.11.2017)
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etats (6.6.2017) - Smart Cities - Kommunen müssen Digitalisierung endlich zur strategischen Aufgabe machen (27.4.2017)
- Stadtentwicklungsbericht 2016 verabschiedet (17.4.2017)
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- Verstädterung wird 300.000 km² besonders wertvolles Ackerland verschlingen (28.12.2016)
- Baukulturbericht 2016/17 „Stadt und Land“ erschienen (und downloadbar) (6.11.2016)
siehe zudem: