PwC-Studie zum Wachstum in der Bauzuliefererindustrie bis 2021: „Die fetten Jahre sind vorbei“
(10.3.2019) Die Boom-Phase im Baugewerbe neigt sich dem Ende zu. Branchenvertreter rechnen für 2019 zwar noch mit einem Wachstum von 4,2%; für 2021 liegen ihre Erwartungen allerdings nur noch bei insgesamt 3,8%. Die erwartete Abkühlung betrifft insbesondere den Wohnungsbau, während der öffentliche Bau neuen Schwung erfährt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie mit dem Titel „Wachstum in der Bauzuliefererindustrie 2021“, für die PwC 100 Unternehmen aus der deutschen Bau- und Zulieferindustrie befragt hat.
„Der hohe Renovierungsbedarf, die Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden und die zunehmende Vernetzung der Gebäudetechnik wirken sich weiter positiv auf das Wachstum in der Bauindustrie aus“, bestätigt Ralph Niederdrenk, Leiter der Deals Strategy Group bei PwC Deutschland. „Allerdings rechnet die Branche damit, dass die Zinsen wieder anziehen und sich die Finanzierungsbedingungen dadurch verschlechtern werden.“ (kleiner Querverweis: „Bauzinsen historisch günstig“ vom 10.3.2019.) Besonders im Wohnungsbau könnte dies die zuletzt sehr hohe Dynamik abschwächen: Die Befragten gehen in diesem Segment von einem jährlichen Wachstum von 3,7% bis 2021 aus. Im Vorjahr lagen die Erwartungen noch einen halben Prozentpunkt höher.
Öffentlicher Bau wird wieder attraktiver
Wachstumsimpulse erwarten die Unternehmen allerdings vom öffentlichen Bau: In diesem Bereich rechnen die Befragten mit einem Plus von 2,9% pro Jahr bis 2021 (Vorjahr: 2,2%). „Viele aufgeschobene Bauvorhaben für Schulen, Ämter und die Verkehrsinfrastruktur dürften nun umgesetzt werden“, so Herr Niederdrenk weiter. Denn durch das geringere Wachstum im Wohnungsbau und die Abschwächung im gewerblichen Bau - hier liegen die Wachstumserwartungen nur noch bei 1,7% (Vorjahr: 2,2%) - könnten die dafür benötigten Kapazitäten wieder zur Verfügung stehen. (zur Erinnerung siehe Beitrag „FG Bau: ,Öffentliche Aufträge wenig attraktiv‘“ vom 16.7.2018.)
Personalmangel behindert Wachstum
Die größte Herausforderung sehen die Branchenvertreter im Personalmangel und der Qualifikation ihrer Mitarbeiter: „Der Mangel an Fachkräften behindert das Umsatzwachstum. Hersteller arbeiten vielfach an der Kapazitätsgrenze und sind gar nicht in der Lage, alle Aufträge abzuwickeln“, stellt der Marktforscher fest.
Neue Absatzkanäle setzen Vertrieb unter Druck
Insbesondere für Hersteller der Bauzulieferindustrie sind laut PwC-Studie die unbeschwerten Boom-Jahre vorbei: „Viele haben sich mit den strukturellen Veränderungen der Bauindustrie in den vergangenen Jahren kaum beschäftigt, da ihre Auftragsbücher stets voll waren.“ Gerade der steigende Preisdruck und neue Vertriebskanäle stellen die Unternehmen vor Herausforderungen: Installateure, Planer und Endkonsumenten nutzen inzwischen fast standardmäßig die vielen Preisvergleichsmöglichkeiten im Internet. In den vergangenen Jahren sind zudem neue Vertriebskanäle wie Online-Marktplätze oder Plattformen entstanden, die Hersteller direkt mit Installateuren und Endkunden verbinden. Das etablierte Margenmodell des dreistufigen Vertriebs gerät dadurch unter Druck.
Smart-Building-Trend erhöht die Anforderungen
Nicht zuletzt bekommen die Unternehmen die Folgen neuer Technologien zu spüren: Neben digitalen Geschäftsmodellen und der Digitalisierung der Prozesse müssen sie auch ihre Produkte zunehmend digitalisieren. Insbesondere der Smart-Building-Trend treibt diese Entwicklung voran: Um Gebäude smart zu vernetzen und Bereiche wie Heizung, Lüftung oder Belichtung automatisiert zu steuern, werden zunehmend Sensoren und Steuerungssysteme verbaut. „Die Gebäudehülle wird in Folge der Digitalisierung immer komplexer. Dadurch steigen die Produkt- und Serviceanforderungen. Für Hersteller bedeutet das: Sie müssen in Technologiekompetenzen investieren und ihre Vertriebsexpertise ausbauen“, so das Fazit von PwC-Experte Niederdrenk.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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- 60 Jahre Arbeitskreis Baufachpresse im Dienst der Baufachinformation (19.7.2021)
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siehe zudem: