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Größte Schule Frankreichs in Holzbauweise steht in Limeil-Brévannes

(14.8.2013) Niemandem entgeht der neue Schulkomplex im Zentrum des revitalisierten Stadtquartiers Pasteur von Limeil-Brévannes, südlich von Paris (siehe Google-Maps). Drei Kindergärten, zwei Grundschulen und Wohnanlagen markieren das Herzstück eines urbanen Großprojekts, das mit Erwartungen und Herausforderungen verbunden ist. Die wichtigste Auflage: ökologische Bauweise unter Verwendung des Materials Holz. Die Umsetzung: Bei einer Bruttogeschossfläche von 9.480 m² wurden 2.936 m³ Holz ver­arbeitet und so der größte Schulkomplex Frankreichs in Holzbauweise errichtet.

alle Fotos: Lignotrend / fotografie uwe röder 

Véronique Klimine, einer von zwei kreativen Köpfen hinter dem Entwurf des Schulkom­plexes von Limeil-Brévannes, erzählt von den Reaktionen auf das vorherrschende Bau­material: „Die Kinder haben uns gefragt: 'Haben Sie das entschieden, mit Holz zu bau­en?' Die Kleinen merken den Unterschied zur Bauweise in der Umgebung, sie lieben das Holz.“ Warum das Material so viel Zuspruch findet, lässt sich leicht zusammenfassen: Es strahlt visuellen, akustischen und thermischen Komfort aus, erfüllt zugleich hohe ökologische Standards. „Holz genießt die Gunst der Bevölkerung, es wird stets als Ma­terial geschätzt. Bei allen Schulen, die wir aus Holz gebaut haben, haben wir im Nach­hinein gehört, dass die Kinder in einer mit Holz gestalteten Umgebung viel ruhiger sind“, erklärt die Architektin weiter.

Im März 2011 ging das Büro r2k architectes aus Grenoble als Gewinner aus einem Wettbewerb für den Bau eines Exzellenz-Bildungszentrums und von Wohnanlagen hervor, der im Zuge eines urbanen Entwicklungsplans für das Viertel Pasteur durch die Stadt Limeil-Brévannes durchgeführt wurde. Die beiden kreativen Urheber hinter dem Projekt, Véronique Klimine und der aus Finnland stammende Kunstprofessor und Architekt Olavi Koponen, planten und realisierten gemeinsam mit dem aus dem südlichen Schwarzwald stammenden deutschen Holz­bauspezialisten Amann die Gebäude. Zwei große Herausforde­rungen begleiteten das Projekt von Anfang an:

  • Bis September 2012, also nach nur knapp einem Jahr Planungs- und Bauzeit, sollten 50 Klassen in die neuen Kindergarten- und Schulgebäude einziehen können.
  • Zudem sollten auf einem Bauplatz von nur 9.500 m² so­wohl die Schulen, Kindergärten und eine große Mensa entstehen als auch noch ausreichend Platz für außerschulische Aktivitäten sein.

Vorfertigung mit endgefertigter Holzoberfläche

Die beiden beschriebenen Hürden ließen sich nur mit Hilfe einer minutiösen Planung und Logistik bewältigen, wie Tobias Döbele von Holzbau Amann berichtet. Als entscheiden­der Faktor erwies sich die Möglichkeit, Holzbauteile vorfertigen zu lassen. Lignotrend, deutscher Hersteller von Holzbausystemen, aus dem Schwarzwald, lieferte dazu meh­rere Arten von Brettsperrholz-Rippenelementen, die in den Decken zum Einsatz kamen. „Die Holzdecken von Lignotrend haben gute Eigenschaften hinsichtlich Statik, Schall- und Brandschutz – es konnten Elemente für Spannweiten von bis zu sieben Metern vorgefertigt werden“, erklärt Dipl.Ing. Döbele. Das überragende Argument hinsichtlich Bauzeit und Ausbauaufwand war jedoch, dass die Deckenelemente bereits ab Werk mit endgefertigter Holzoberfläche und eingebautem raumakustisch wirksamem Absor­ber geliefert wurden, wodurch Innenausbauarbeiten unter der Decke in vielen Gebäu­debereichen überflüssig waren.

Die Planung dieser Bauteile erfolgte dementsprechend bis in die Ausbaudetails: So konnten beispielsweise schon in der Vorfertigungsphase beim Holzbauunternehmen technische Versorgungsleitungen in die standardmäßig vorhandenen Hohlräume in den Brettsperrholz-Rippendecken eingebaut werden.

Offenheit, Transparenz, Bezug zur Umwelt

Die Auftraggeber in Limeil-Brévannes setzten den Einsatz von Holz für den Bau der öffentlichen Gebäude im neu entwickel­ten Stadtquartier voraus. Das architektonische Konzept der Schulen basiert dabei auf drei wichtigen Komponenten: Offen­heit, Transparenz und Bezug zur Umwelt. Das Baumaterial selbst trägt insofern dazu bei, als es warm, hell und vertraut wirkt. Durch bodentiefe Fenster ohne Brüstung werden die Räume visuell mit der Außenwelt verbunden, die Schüler erle­ben im Innenraum den Kontext außen, so wie die von ihnen gestalteten Freiplätze oder etwa die Witterung. Sichtbezüge zwischen den einzelnen, individuell gestalteten Teileinrichtun­gen und den Außenanlagen sowie zwischen dem Gebäudekom­plex und der umliegenden städtebaulichen Situation stellen ein Schlüsselelement im Entwurf dar.

Dichte Bebauung kann also auch die Chance bergen, Mensch und Natur zu verbinden. Véronique Klimine erklärt dazu: „Das Material Holz, sei es für die Decke oder als wel­lenförmige Fassadenverkleidung, sowie farbige Sonnenschutzelemente tragen zu ei­nem hellen und angenehmen Raumerlebnis bei.“

(Holz-)Bauliche Details: z.B. mit Splitt befüllte Decken

Die Gebäudeteile fügen sich perfekt in den Bauplatz ein, dazwischen bleibt genügend Freiraum für abgegrenzte Pausenhöfe. Es entsteht ein Dialog zwischen bebauter und begrünter Fläche, wobei jede Schule und jeder Kindergarten individuell gestaltet wur­de, sich letztendlich aber doch in einer stimmigen Gesamtheit wiederfindet.

Im ursprünglichen Zustand wies das Gelände vier Meter Höhen­unterschied auf, so dass sich die Architekten dafür entschie­den, die Schuleinrichtungen auf zwei Ebenen zu gruppieren. Ein zweites Geschoss von Freiplätzen wird durch die Dachter­rassen einiger Gebäudeteile gebildet, die nahtlos in die öffent­lichen Plätze außerhalb des Geländes übergehen. Über diese künstlich geschaffene Bodenebene wird das Gefühl der Mehr­geschossigkeit reduziert.  Allerdings ergaben sich dadurch auch besondere Ansprüche an die Bauausführung: Bei der Schalldämmung der Trenndecken zwischen den Geschossen und über den unter Pausenhöfen liegenden Klassenräumen war eine besondere Beachtung des Trittschallschutzes erfor­derlich. Und so wurden die Hohlräume in den Brettsperrholz-Rippenelementen LIGNO Block Q3 BV und LIGNO Rippe Q3 BV, die hier in den Decken zum Einsatz kamen, mit Splitt befüllt und weisen dadurch in diesem Bereich ausgezeichnete Eigen­schaften in der Geräuschdämpfung auf, wie sie mit herkömm­lichen Holzdecken nur unter erhöhtem Aufwand erreicht werden können.

Auch der Lärmschutz innen wurde berücksichtigt. Hierfür wurden teils die Decken ab Werk mit Akustikprofil ausgerüstet, teils kamen die Echtholz-Akustikpaneele LIGNO Akustik light als Wandverkleidungen zum Einsatz - siehe Baulinks-Beitrag „Echtholz-Akustikelement Ligno Akustik light jetzt auch für Versammlungsstätten“ vom 24.5.2012. Hinter einer fein lamellierten Oberfläche aus sehr hellem Holz liegen Absorber aus Holzfasern, die die Akustik deutlich verbessern. Kinder und Lehrer haben mehr Ruhe während des Unterrichts, und durch die bessere Sprachverständlichkeit ist auch der Lernerfolg größer:

In der Fassade finden sich ebenso Elemente von Lignotrend. Die Unterkonstruktion der Fassade besteht aus den 200 mm tiefen Dämmständern U*psi F, die mit Zellulose­flocken befüllt sind und somit zur hervorragenden Dämmung beitragen. Die geforderten Dämmwerte wurden hier um 25 Prozent unterschritten, Wärmebrücken sind auf ein Mi­nimum reduziert - siehe u.a. „Dämmständer für den wärmebrückenminimierten Holzrah­menbau“ vom 5.3.2010.

Die sichtbaren Oberflächen der horizontalen Holzstrukturen, also der Decken und Bö­den, sind aus vorwiegend im Schwarzwald gewonnener Weißtanne hergestellt. Durch astreine Verarbeitung  wirken sie ruhig und edel.  Daneben dominiert an der wellenför­mig ausgeführten Außenverkleidung witterungsresistentes Lärchenholz. Gestaltungs­elemente in den Außenanlagen sind sowohl aus massiver Lärche und Weißtanne als auch aus thermisch modifizierter Buche hergestellt. Zum Gesamtaspekt der luftig und offen gestalteten Gebäude tragen zudem 2.500 m² Glas bei, geringfügig Beton sowie Backstein.

Farbgestaltung, Lichtspiele, Kunst am Bau

Für die Fassadenverkleidung wurde das Lärchenholz in Wellen­profil ausgebildet, um das Material haptischer und erlebbarer zu machen. Der finnische Maler und Kunstprofessor Lauri Ahl­grén genehmigte zudem eine Reproduktion seines Gemäldes „Merenneito ja octopus“ für die Wandgestaltung eines licht­durchfluteten Eingangsbereichs und des markanten Turms. Die lebhaften, fröhlichen Farben, die Ahlgrén für seine Gemäl­de präferiert, geben in den Schulen und Kindergärten den Ton an, seine Formen fügen den Gebäuden eine spielerische Note hinzu.

Um die Ost-, West- und Südfassaden vor Sonneneinstrahlung zu schützen, wurden vertikale Lamellen aus perforiertem Stahl­blech vorgehängt. Diese sind in den gleichen Farben wie die Kunst von Lauri Ahlgrén gestaltet und legen sich wie ein Band um das Gebäude. Dennoch kann Tageslicht permanent in die Klassenräume einfallen, jedoch ohne zu blenden.

Bautafel:

  • Projekt: Schulzentrum Pasteur in Limeil-Brevannes (F)
  • Fertigstellung: September 2012
  • Architekten: r2k architectes, Grenoble (F)
  • Holzbau: Holzbau Amann, Weilheim-Remetschwiel
  • Verwendete Lignotrend-Produkte:
     - Dach: Brettsperrholz-Kastenelemente Ligno Block Q3
     - Decke: Brettsperrholz-Rippenelemente Ligno Rippe Q3
     - Brettsperrholz-Akustikpaneele Ligno Akustik light
     - Dämmständer U*psi F

Weitere Informationen zu tragenden und raumakustischen Holzprodukten können per E-Mail an Lignotrend angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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