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Ein Denkmal dem Übersetzer von Homers Ilias und Odyssee

(16.6.2020) Geografisch zwischen Neubrandenburg und Neustrelitz gelegen, zählt die Stadt Penzlin mit ihren knapp über 4000 Einwohnern zu den eher unauffälligen Städten in Mecklenburg-Vorpommern. Hier ist nun nach zehnjähriger Planungs- und Bauphase das Johann Heinrich Voß Haus in der historischen Innenstadt von Penzlin fertiggestellt worden (siehe Google-Maps). Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus von 1750, in dem einst der Dichter und Übersetzer Johann Heinrich Voß zur Schule ging, wurde behutsam saniert und um einen angegliederten Neubau erweitert:

Foto © Foto Jung, Neustrelitz 

Mit seinen Übersetzungen der großen Epen Ilias und Odyssee von Homer bereitete Johann Heinrich Voß der deutschen Literatur den Weg in die griechische Antike. Das Gedenken an ihn trägt nun das neue Gebäudeensemble, welches den Alten Markt belebt und durch moderne Architektur das Stadtbild bereichert. Die für die Wand- und Dachbekleidung verwendeten Cedral-Faserzementplatten verleihen dem Neubau in Kombination mit den Baustoffen Holz und Stein seine charakteristische Ausstrahlung.


Foto © Foto Jung, Neustrelitz

Wer der Blickrichtung des Denkmals am Fuße der Marienkirche folgt, entdeckt das Rektorenhaus, in dem Voß einst Latein und Griechisch lernte. Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus von 1740 stand trotz umfangreicher Maßnahmen zur Sicherung und Substanzerhaltung seit den 1990er Jahren leer.

Ausgehend von Überlegungen, dem Dichter das Stadtschulhaus als Gedenkstätte zu widmen und den Ort durch einen Neubau auch als neues Zentrum zu gestalten, entstand nach langer Planung ein komplexes Nutzungskonzept:

  • Voß-Literaturmuseum,
  • Stadtbücherei und Stadtarchiv,
  • Touristen-Information mit Mehrzwecksaal und
  • eine öffentliche Besuchertoilette.

Die ersten Bau- und Sanierungsarbeiten begannen 2016, doch infolge gestiegener Baukosten und unvorhersehbarer Herausforderungen konnten Bestands- und Verbindungsbau wie auch der Neubau erst nach zweieinhalb Jahren fertiggestellt werden.

Altbau denkmalgerecht saniert

Eine der größten Herausforderungen lag in den beachtlichen Höhenunterschieden sowohl auf dem Grundstück von bis zu fünf Metern als auch im Bestandsgebäude. Im Laufe der Jahre sackte dieses zudem teilweise um bis zu einem Meter ab. Für den Höhenausgleich im Haus wurden verschiedene Rampen eingebaut.

Zu den weiteren Sanierungsmaßnahmen gehörten neben der Sicherung der Grundsubstanz und der Erneuerung der Dachdeckung und Fenster auch ...

  • eine einheitliche Farbigkeit des Fachwerks,
  • die Rekonstruierung der Eingangstür sowie
  • eine Innendämmung nach Maßgaben des Denkmalschutzes.

Foto © Christian Peters Architekten (Bearbeitung © baulinks/AO) 

Um das Fachwerkgebäude nicht mit Treppenhäusern und Aufzugsanlagen zu überfordern, sind hier nur die Ausstellungsräume untergebracht. Alle anderen Räumlichkeiten befinden sich im Neubau, der an der Stelle des ursprünglichen Hinterhauses entstand und durch einen Verbindungsbau angegliedert ist.

Haus-Archetyp, modern interpretiert

Optisch angepasst an die Gebäudetypologie vorhandener Remisen sitzt der Neubau mit seinem satteldachförmigen Baukörper auf einem geschosshohen Mauerwerkssockel aus beigen Ziegel:

Foto © Foto Jung, Neustrelitz 

Auffällig ist die Gebäudehülle aus den drei kontrastierenden Materialen Faserzement, Holz und Glas. Die großen Glaselemente in den Giebelflächen und die dunklen, kleinformatigen Dach- und Fassadenplatten verleihen dem Gebäude eine besondere Ausstrahlung.

Christian Peters entschied sich bei dem Neubau für die bekannte Linumdeckung, die eine schlichte, geradlinige Architektur ermöglicht und dabei eine beachtliche kreative Freiheit erlaubt - siehe auch zum Vergleich Doppel-, Linum- und Novumdeckung aus dem Beitrag „Eine für Drei: Eternit-Dach- und -Fassadenplatte im XL-Format für drei Deckungsbilder“ vom 22.10.2019.

Durch die langgestreckten Proportionen der dunklen Cedral-Dach- und Fassadenplatten aus Faserzement  entsteht eine besonders elegante Wirkung, die ein kontrastreiches Gegenstück zum beigen Mauerwerk und zu den vorhandenen Remisen mit Ziegeldach und Fachwerkwänden in der Nachbarschaft schafft.

Foto © Christian Peters Architekten  

Die Verlegung der kleinformatigen Platten erfolgt auf einer senkrechten Holzlattung. Die einzelnen 60 x 32 cm großen Platten wurden im halben Verband mit einer Stoßfuge von 5 mm ausgeführt. Die Befestigung je Platte erfolgt mit zwei Schieferstiften im Überdeckungsbereich und drei nicht rostenden Spezialnägeln im Sichtbereich.

Ausgezeichnete Gestaltung

In das Gebäude sind seit Fertigstellung die Stadtinformation, die Bibliothek mit modernem Lesesaal sowie das Stadtarchiv eingezogen. Der großzügig verglaste Saal bietet darüber hinaus auch Platz für einen Veranstaltungsraum, Mitarbeiterräume sowie technische Räumlichkeiten. Insgesamt stehen den Anwohnern und Besuchern nun über 800 m² Gesamtfläche in dem Alt- und Neubau zur Verfügung. Den Veranstaltungsraum können sie auch für individuelle Treffen, Tagungen oder kleinere Konferenzen nutzen.

Die Sanierung und Erweiterung des Voß-Hauses wurde beim Wettbewerb für den Landesbaupreis Mecklenburg-Vorpommern 2019 mit einer Belobigung für hohen architektonischen Anspruch und fachlich versierte Bauausführung ausgezeichnet.

Bautafel:

Weitere Informationen zu dem Cedral Dach- und Fassadenplatten können per E-Mail an Eternit angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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