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Heinze rechnet mit positiver Baukonjunktur, warnt aber vor Kapazitätsengpässen

(19.11.2017) Im Rahmen ihres Baukonjunktur Meetings hat die Heinze GmbH über aktuelle Entwicklungen und Prognosen zur deutschen Baukonjunktur informiert.

Baubranche 2017: leichte Stagnation, aber Aussicht auf positive Entwicklung

Die Entwicklung der Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten ist eine wichtige Grundlage für die Beurteilung der Baukonjunktur. Wir werden älter, wir werden mehr (sofern jährlich mindestens 300.000 Menschen zuwandern), die Haushaltszahlen steigen, deren durchschnittliche Größe aber sinkt.

Aus der erwarteten Bevölkerungsentwicklung lässt sich ableiten, dass vor allem der Mehrfamilienhausbau Zuwächse erfahren wird, während sich der Ein- und Zweifamilienhausbau eher etwas rückläufig entwickeln wird - siehe auch Bauletter vom 16.11.2017: „7% weniger genehmigte Wohnungen nach 9 Monaten“.

Die Flüchtlingskrise, die noch im vergangenen Jahr deutlichen Druck auf die Bauwirtschaft ausgeübt hatte (vor allem durch den akut notwendigen Wohnheimbau), hat sich entspannt: Im laufenden Jahr sind lediglich 170.000 Flüchtlinge registriert worden.

Monatliche Entwicklung der Baugenehmigungen im Wohnungsbau
Quelle: Statistisches Bundesamt (Grafik vergrößern)

Im Wohnungsbau war die Genehmigungsentwicklung bislang rückläufig. Eine Ursache dafür sind die starken Vorjahreswerte, die u.a. auf Vorzieheffekte wegen der EnEV-Verschärfung zurückzuführen sind. Ein weiterer Grund für die aktuelle Genehmigungsdelle dürfte auch die Bundestagswahl gewesen sein. So werden einige Bauherren und Investoren auf die angekündigten Wohnungsbauförderungen der neuen Regierung warten, um deren Wahlgeschenke mitzunehmen - siehe zudem Baulinks-Beitrag „Warum der Rückgang der Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2017 nicht überraschen sollte“ vom 17.8.2017.

Auch im Nichtwohnbau war aufgrund der Vorzieheffekte im Jahr 2016 für 2017 ein größeres Wachstum kaum zu erwarten. Das Genehmigungsniveau kann 2017 aber weitgehend gehalten werden. Aufgrund der Verbesserung der konjunkturellen Situation wird für 2018 eine deutliche Belebung der Genehmigungsaktivitäten erwartet.

Kapazitätsengpässe im Baugewerbe beeinflussen die Bautätigkeitsentwicklung

Die sehr positive Baugenehmigungsentwicklung des Jahres 2016 hat die Kapazitätsengpässe in der Baubranche verschärft. Eine Umfrage unter Betrieben des Baugewerbes ergab, dass mehr als die Hälfte aller Betriebe sich als überlastet oder sehr stark ausgelastet betrachten. Hierdurch entstünden teils erhebliche Terminverschiebungen von durchschnittlich 2,9 Monaten bei größeren Projekten. Neben Verzögerungen nannten die befragten Unternehmen auch Auftragsablehnungen und höhere Preise als häufig gezogene Konsequenzen. Viele Unternehmen konzentrieren sich außerdem auch auf lukrative Aufträge, was sich letztlich auch negativ auf die Entwicklung des Modernisierungsmarktes auswirkt.

Als größtes Problem sieht die Branche den Arbeitskräftemangel: Weder könnten offene Stellen ausreichend besetzt werden, noch gebe es ausreichend Arbeiter auf den Baustellen. Der Mangel an Auszubildenden und Arbeitern für einfache Tätigkeiten wird ebenfalls als große Herausforderung angesehen - siehe zudem „Baubranche mit dem größten Bedarf an Ingenieuren“ vom 6.9.2017.

Welche Auswirkungen haben die Kapazitätsengpässe bei Ihnen?
Antworten der Firmen, die überlastet oder sehr stark ausgelastet sind:

Quelle: Heinze Befragung bei 346 Betrieben des Baugewerbes 

Die von den Betrieben des Baugewerbes genannten Verschiebungen bei der Projektabwicklung werden von den Ergebnissen einer Architektenbefragung zur Dauer der Bauphasen bestätigt. Bei Mehrfamilienhäusern etwa summieren sich die Verzögerungen von der Genehmigung bis zum bezugsfertigen Ausbau auf insgesamt durchschnittlich 4 Monate. Immerhin: Der Anteil der erloschenen Baugenehmigungen bleibt weiter auf niedrigem Niveau (bei Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern unter 5%, im Nichtwohnbau zwischen 6 und 8%).

Fazit: Die Lage ist besser als die aktuellen Zahlen

Das Jahr 2017 ist mit seinen vergleichsweisen schwachen Genehmigungszahlen letztlich ein „Reaktionsjahr“ - sprich: Die Daten stellen nicht die eigentliche Entwicklung dar, sondern Reaktionen auf das Vorjahr mit seinen hohen Genehmigungszahlen aufgrund der genannten Sondereffekte und ein Abwarten bezüglich der Fördermaßnahmen der neuen Bundesregierung in 2018. Die aktuelle Bremswirkung der Kapazitätsengpässe auf den Baufortschritt hat darüber hinaus auch den erfreulichen Aspekt, dass die langsamere Realisierung der Baugenehmigungen den Herstellern für 2018 und z.T. sogar für 2019 positive Absatzzahlen sichern wird.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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