Euroconstruct: Die Baubranche in Europa wächst 2017 um 3,5 Prozent
(24.11.2017) Das Bauvolumen in den 19 Euroconstruct-Ländern wird in diesem Jahr um 3,5% zunehmen. „Ein kräftigeres Wachstum gab es in Europa letztmals 2006, also kurz vor dem Ausbruch der internationalen Finanzkrise“, konstatiert ifo-Experte Ludwig Dorffmeister. „Obendrein nimmt die Baunachfrage erstmals überhaupt in allen 19 Mitgliedsländern von Euroconstruct gleichzeitig zu. Die stärksten Impulse kommen dabei aktuell vom Wohnungsbau.“ Und es geht offensichtlich weiter so: Die Forschungsgruppe rechnet bis 2020 mit einem weiteren Anstieg von insgesamt 6% beim Bauvolumen in Europa.
Allerdings weist Dorffmeister auch darauf hin, dass der Wohnungsbau sowie der übrige Hochbau künftig spürbar an Schwung einbüßen könnten, während der Tiefbau mittelfristig die Rolle des Markttreibers übernehmen dürfte: Alleine für den Tiefbau werden für 2018 und 2019 Zuwächse um jeweils mehr als 4% prognostiziert. „Auch das gab es noch nie“, stellt Dorffmeister fest. Des Weiteren dürfte im Jahr 2020 der Bestandssektor erstmals seit 2014 wieder stärker zunehmen als der Neubau.
In Deutschland wird die Bautätigkeit im Jahre 2017 sogar noch etwas kräftiger zunehmen als 2016, angetrieben von ...
- dem großen Wohnungsbedarf,
- der gestiegenen Investitionsneigung der Unternehmen sowie
- der Tiefbau-Offensive des Bundes.
Aber auch wenn sich mittelfristig das Wachstum deutlich abschwächen wird, dürften im Wohnungs- und im Infrastrukturbau langfristig umfangreiche Investitionen erfolgen.
Ursachen für die alles in allem positive Entwicklung in Europa sind das robuste Wirtschaftswachstum und die sich daraus ergebenden Folgen für Haushaltseinkommen, Unternehmensgewinne und öffentliche Finanzlage. Hinzu kommen das niedrige Zinsniveau, die Zu- und Binnenwanderung sowie der seit der Finanzkrise aufgelaufene Investitionsrückstand, etwa bei der Infrastruktur.
Nach wie vor sind die Spielräume der öffentlichen Hand allerdings sichtlich eingeschränkt. Dieser Umstand lässt sich auch an der eher zurückhaltenden Steuer- und Förderpolitik etlicher Länder ablesen. Mancherorts verhindern zudem ausgeprägte Leerstände oder außerordentlich hohe Immobilienpreise eine stärkere Zunahme der Bautätigkeit.
Ungarn boomt
In Ungarn - dem zweitkleinsten Markt im Euroconstruct-Gebiet - wird die Baunachfrage 2017 mit einem Plus von rund einem Viertel am stärksten wachsen. Dahinter folgen Irland (15%), Schweden (10%) und Polen (9%).
Ungarn sollte auch in den nächsten drei Jahren bis 2020 den größten Zuwachs aufweisen (33%). Neben der staatlichen Wohnungsbauförderung spielt hierbei auch die konsequentere Nutzung der EU-Fördergelder im Nichtwohnbau eine wichtige Rolle. Auf dem zweiten Platz findet sich wiederum Irland (28%), gefolgt von Polen (25%), Tschechien und Portugal (jeweils 15%).
Die europäische Bauwirtschaft befindet sich nunmehr seit 2014 auf Wachstumskurs. Immerhin haben die Bauleistungen in den vier Jahren 2014 bis 2017 um insgesamt 9% zugenommen.
Übrigens: Zu den 19 Ländern des Euroconstruct-Netzwerks gehören Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien und Ungarn.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Euroconstruct
- ifo Institut für Wirtschaftsforschung
- Baukonjunktur aktuell
- europäische Baukonjunktur aktuell
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siehe zudem: