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Baumaschinenbranche und Bauindustrie verbreiten relativen Optimismus


  

(13.5.2020) In einer gemeinsamen Pressekonferenz von VDMA Baumaschinen und Baustoffanlagen und Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) äußerten sich beide Verbände zu den wirtschaftlichen Konsequenzen und Erwartungen angesichts der COVID19-Pandemie:

  • Die Baumaschinenbranche rechnet mit einem Umsatzrückgang von 10 bis 30% zum Jahresende. Das sei einschneidend, aber bei weitem nicht so dramatisch wie in den Jahren 2008 und 2009.
  • Die Bauindustrie erwartet bei allen Einschränkungen, die derzeit bei der Aussagekraft einer Prognose gemacht werden müssen, für das Bauhauptgewerbe im Jahr 2020 aktuell eine nominale Stagnation des baugewerblichen Umsatzes.

laufende Baustelle (Foto © baulinks/AO) 

VDMA: Gutes erstes Quartal

In der Baumaschinenindustrie wirken immer noch die Boomjahre 2018 und 2019 positiv nach. Das erste Quartal 2020 erzielte in den meisten Unternehmen noch unbeeinflusst von der Krise akzeptable Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum:

  • Der Auftragseingang lag bei Baumaschinen mit 6% im Plus über dem Vorjahresniveau - vor allem durch die starken Monate Januar und Februar.
  • Die Baustoffanlagen drehten allerdings im Vergleich zum selben Vorjahrszeitraum mit 22% ins Minus.

Letzteres ist eine reine Momentaufnahme, da dieser Bereich durch langfristige Großprojekte bestimmt wird. Ab April erwartet der Verband insgesamt einen signifikanten Rückgang.

Baumaschinen: kaum Stornierungen, kaum Bestellungen

Negative Tendenzen zeigten sich bereits Ende März in den Ergebnissen der zweiten VDMA-Blitzumfrage zur Corona-Krise. 57% der Unternehmen, die aus dem Bauma­schi­nen- und Baustoffanlagenbereich teilnahmen, gaben an, dass sie signifikante oder starke Rückgänge beim Auftragseingang hinnehmen mussten. In der im April darauf folgenden Runde waren es bereits 72%. Bemerkenswert ist, dass es kaum Stornierungen von Aufträgen gab, sondern mehrheitlich fehlende neue Bestellungen.

Störungen in der Lieferkette blieben weitestgehend stabil, von Ende März bis Mitte April waren diese sogar leicht rückläufig. Das zeigt, dass es den Unternehmen gelingt, Prozesse anzupassen und Alternativen einzusetzen. Die vierte Umfrage vom 7. bis 8. Mai zeigt an dieser Stelle weitere positive Tendenzen. Anders sieht es beim Auftragseingang aus. 87% der Unternehmen gaben an, gravierende oder signifikante Einbußen zu haben - vorwiegend in Europa und den USA, China spielt dabei kaum eine Rolle.

Zement-Baustoffanlagen-Branche rechnet mit baldigem Vor-Corona-Niveau

Im Bereich Baustoffanlagen sind Zulieferer der Zementbranche am Umsatzvolumen gemessen das größte Segment. Die weltweite Drosselung der Zementproduktion führt auch bei den Maschinen- und Anlagenbauern dieser Branche zu Einbußen. Aktuell sind noch 80% der Zementwerke weltweit aktiv, jedoch vielerorts mit reduzierter Produktion. Dabei bestehen große regionale Unterschiede. In Indien beispielsweise, traditionell ein starker Markt für die VDMA-Mitglieder, stehen alle Zementwerke still. Die VDMA-Mitglieder aus der Fachabteilung Zementanlagen rechnen mit einem Rückgang des Auftragseingangs in diesem Jahr von über 20% in Relation zu den erwarteten Ergebnissen. Gleichzeitig wird mit einer baldigen Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau gerechnet.

Ziegelzulieferindustrie negativer eingestellt

Größere Einschnitte erwartet die Ziegelzulieferindustrie. Mitglieder der europäischen Arbeitsgruppe ECTS berichten teilweise von dramatischen Einschnitten. Vor allem Engineering-Unternehmen, die fast ausschließlich von großen Projekten im Bereich Neuanlagen oder Überholung leben, rechnen mit Verlusten im Auftragseingang von über 30%. Da ein genaues Ende der Krise noch nicht abzusehen ist, könnte selbst dieser Wert teilweise zu konservativ sein.

Etwas besser sieht es bei den Unternehmen aus, die Verschleißteile in die grobkeramische Industrie liefern. Hier rechnen die Hersteller aktuell mit Rückgängen um 15%.

VDMA: Krise bislang gut beherrschbar

„Als Branche sind wir sehr heterogen aufgestellt, das erschwert natürlich allgemeine Aussagen. Trotzdem können wir insgesamt feststellen, dass wir die Krise bis heute recht gut meistern konnten. Wir erwarten im Laufe des Jahres für unsere Branche deutliche Rückgänge, die aber nicht so schwer wie 2009 ausfallen werden. Für 2021 sehen wir die Chance für einen zügigen Aufschwung. Dieser wird auch abhängen von hoffentlich kurzen Planungszeiträumen für gegebenenfalls neu aufgelegte oder bereits laufende Infrastrukturprojekte“, bekräftigte Franz Josef Paus, Vorsitzender des VDMA Baumaschinen und Baustoffanlagen.

Bauindustrie am Tropf öffentlicher und privater Auftraggeber

Seitens der Bauindustrie wird es wesentlich sein, die Nachfrage nach Bauleistungen auf Seiten der öffentlichen und der privaten Auftraggeber stabil zu halten und auszuweiten. Die Folgen für die kommunalen Haushalte sind enorm. Die Gewerbesteuern werden zusammenbrechen, mittelfristig auch die Einnahmen aus der Einkommenssteuer sinken. Die kommunalen Haushalte schalten aus dem Vorwärtsgang bei laufender Fahrt ungebremst in den Rückwärtsgang, das würgt den stärksten Motor ab. Es braucht daher nicht weniger als einen Schutzschirm für Kommunen. Nur mit einer mittelbaren staatlichen Unterstützung kann langfristig die Baubranche gesichert werden, die auch auf dem Höhepunkt der Krise mit erheblichem eigenen Aufwand ihre Leistungsfähigkeit zugunsten der Volkswirtschaft ohne wesentliche Einschränkungen unter Beweis gestellt hat.

Abriss der Hochstrasse in Ludwigshafen läuft weiter (Foto vom 18. März 2020) 

Die Corona-Pandemie hat das bestätigt, worauf wir seit einiger Zeit hinarbeiten: Prozesse sind, wenn möglich, digital abzubilden. Standards helfen dabei wesentlich. Digitale Kommunikationsmittel und Anwendungen erfahren in der Baubranche gerade eine hohe Nachfrage. Begrenzungen finden wir gegenwärtig jedoch im Status des Netzausbaus der Telekommunikationsinfrastruktur und in teilweise inkompatiblen Systemen.

„Die aktuelle Krisensituation gibt zusätzliche Impulse, die Automatisierung beispielsweise im Bereich des modularen und seriellen Bauens ebenso rascher voranzutreiben wie auch die Bestrebungen zur Standardisierung der Maschinendaten, der Schnittstellen und der Maschinenkommunikation. Schon heute können wir feststellen, dass diese Faktoren die Aufrechterhaltung unseres Baugeschäftes auch in solchen schwierigen Zeiten positiv beeinflussen“, ergänzt Ralf Lüddemann, Vorsitzender des Geräteausschusses der Bauindustrie.

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