Baukonjunktur 2004: die Bauindustrie hat die Talsohle in Sicht
(13.2.2004) "Für das Jahr 2004 erwarten wir den Tiefpunkt der baukonjunkturellen Entwicklung. Der Umsatz in Bauhauptgewerbe wird nochmals um 1,5 Prozent zurückgehen. Die Aussichten sind allerdings gut, dass die Bauwirtschaft ab 2005 langsam wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt." Diese Prognose gab heute in Berlin der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, RA Michael Knipper, zur Eröffnung der Bautec 2004 ab. Damit sei das Ende der langen Talfahrt im deutschen Bauhauptgewerbe, die 1995 begonnen habe, nahe.
Wesentlich besser stelle sich die konjunkturelle Situation der handwerklich strukturierten Unternehmen des Bauhauptgewerbes mit 1 - 19 Beschäftigten dar. Laut Knipper haben diese "haben bereits 2003 bundesweit ein Umsatzplus von fast 2 Prozent erreicht, im Wohnungsbau allein sogar von etwa 4 Prozent. Die Unternehmen profitieren davon, dass ihr Haupttätigkeitsfeld - der Bau von Eigenheimen - schon im vergangenen Jahr durch die Diskussion über die Kürzung der Eigenheimzulage einen in dieser Stärke nicht erwarteten Boom erlebte". Nach Knippers Einschätzung wird diese Entwicklung im laufenden Jahr anhalten und den Unternehmen dieser Größenkategorie auch 2004 ein Umsatzwachstum bescheren.
Die Mittelständler und großen Baufirmen, bei denen der Anteil des Wohnungsbaus am Gesamtumsatz lediglich 18 Prozent erreicht (kleine Unternehmen: 64 Prozent), haben dagegen bereits im vergangenen Jahr mit einem Umsatzrückgang von nahezu 6 Prozent schlechter abgeschnitten als die gesamte Branche. Knipper: "Unternehmen dieser Größenordnung betreiben - wenn überhaupt - nur Mietwohnungsbau in größeren Stückzahlen. Dieser hat sich allerdings weiterhin schwach entwickelt, die Zahl der fertiggestellten Wohnungen ist 2003 bundesweit nochmals um über 10 Prozent zurückgegangen."
Allerdings seien die Aussichten im Mietwohnungsbau in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts deutlich besser. Die Zahl der Fertigstellungen läge derzeit um etwa 50 Prozent unter dem langfristigen Bedarf. Daher sei zumindest in Westdeutschland bereits 2004 mit einem leichten Wachstum zu rechnen. Dieses werde aber nicht ausreichen, um den Umsatz des Mittelstandes und der Großfirmen zu stabilisieren; die Unternehmen dieser Größenkategorie würden wieder schlechter abschneiden als der gesamte Markt; ihr Umsatzminus dürfte 2004 bei etwa 2,5 Prozent liegen. Zum einen seien diese Firmen von möglichen Investitionskürzungen des Bundes auf Grund fehlender Mauteinnahmen in erheblich stärkerem Maße bedroht als die kleineren Unternehmen. Zum anderen werde auch das zweite Standbein, der Wirtschaftsbau, im laufenden Jahr von der besseren gesamtkonjunkturellen Entwicklung noch nicht profitieren, so Knipper.
Die Baukrise habe in der gesamten Branche im vergangenen Jahr
nochmals 64.000 Arbeitsplätze gekostet; davon entfielen 55.000 auf die
Mittelständler und Großfirmen. Dieser Beschäftigungsabbau werde sich im
laufenden Jahr nahezu halbieren. "Allerdings werden auch 2004 nochmals 34.000
Beschäftigte Opfer der schwachen Baukonjunktur", so Knipper. In den neuen
Bundesländern werde der Aderlass mit einem Beschäftigungsrückgang von 7 Prozent
abermals stärker ausfallen als im früheren Bundesgebiet
Erfreulich sei dagegen die Insolvenzentwicklung im vergangenen Jahr gewesen. Knipper: "Trotz der anhaltenden Baukrise ist die Zahl der Unternehmen, die Konkurs anmelden mussten, um 7 Prozent auf 4.300 zurückgegangen". Mit der Einführung der Mindestbesteuerung hätten Bund und Länder allerdings einen steuerpolitischen Irrweg beschritten. Knipper befürchtet, dass die Verweigerung von zeitnahen Verlustverrechnungen gerade im Baubereich eine neue Insolvenzwelle anstoßen wird; er forderte deshalb den Gesetzgeber auf, diese Fehlentscheidung zu korrigieren.
siehe auch:
- Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.
- Messe Berlin
-
bautec (
17.-21.2.2004) -
Build IT (
17.-21.2.2004)
- Baunachfrage nur in Ansätzen besser (14.4.2004)
- Rückgang der Baufertigstellungen im Jahr 2003 um 7,4% (8.4.2004)
- Baugewerbe prognostiziert für 2004 Rückgang von 0,8% bei Bauinvestitionen und 2% beim Umsatz (25.3.2004)
- Aufträge im Bauhauptgewerbe Januar 2004: -7,8% zum Vorjahr. (24.3.2004)
- Anstieg der Baugenehmigungen im Jahr 2003 um 8,3% (19.3.2004)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- ZDB: Leichte Abschwächung bei Aufträgen und Bautätigkeit (13.2.2004)
- Prognose: Wohnungsnot (4.2.2004)
- NTC-Bauindex: Talfahrt der deutschen Baubranche gewinnt wieder an Tempo (4.2.2004)
- Statistisches Bundesamt: Aufträge im Bauhauptgewerbe November 2003: -7,9% zum Vorjahr (23.1.2004)
- Bauprognose 2004 des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (21.1.2004)
- Rat der Immobilienweisen rät für 2004: "Augen auf und durch!" (20.1.2004)
- Bausparkassen rechnen mit Einbruch im Wohnungsneubau (13.1.2004)
- Staatssekretär Braune glaubt für 2004 an eine Stabilisierung für die Bauwirtschaft (9.1.2004)
- Baugewerbe: 2005 Stabilisierung der Bautätigkeit erwartet, 2004 noch leichter Rückgang (9.1.2004)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Themen Wohnungsmarkt, Immobilien und Immobilienfinanzierung bei Amazon.de
- Hersteller-, Anbieter-, Industrie- und Verbraucher-Verbände und öffentliche Hand auf Baulinks